Geheimnisvoller Kabelzauber

Nicht jedes USB-Kabel lädt ein Smartphone tatsächlich auf

Haben Sie sich auch schon einmal gewundert, wieso das Handy an einem Tag innerhalb weniger Stunden voll aufgeladen ist, und das Gerät ein anderes Mal die ganze Nacht am Ladegerät gehangen ist, und der Akku trotzdem so gut wie leer ist? Dann achten Sie einmal auf die verwendeten Kabel – die Qualitätsunterschiede sind gewaltig, und oftmals kommt nur ein Bruchteil des Stromes, den das Ladegerät liefern könnte, tatsächlich beim Handy an.

Beidseitig verwendbare USB-Kabel kann man auch mit geschlossenen Augen benutzen, sie passen dank des flexiblen Mittenstegs immer in die Buchse. (c) 2017 Uwe Fischer

Meine Recherchen zu diesem Thema führten mich zu dem griechischen Programmierer Asterios Laskaroglou, der ein Android-Tool zum Testen von Ladegeräten entwickelt hat. Und mit seiner App, dem „Charger Tester“ konnte ich tatsächlich gravierende Unterschiede in der Lade-Performance feststellen, wenn ich die USB-Kabel zwischen dem Ladegerät und dem Handy austauschte. Das Programm zeigt auf dem Handy-Bildschirm an, mit wieviel Strom der Akku tatsächlich geladen wird. Da das Telefon, sobald es eingeschaltet ist, auch Energie verbraucht, kann es vorkommen, dass sogar im Leerlauf mehr Strom benötigt wird, als über ein minderwertiges Kabel nachkommt – der Akku wird also leer, obwohl das Handy angeschlossen ist. Dieses Phänomen erlebte ich vor allem im Auto, wo ich aus Gründen der Flexibilität ein dünnes Spiralkabel zum (mutmaßlichen) Laden des Handys benutzte. Nach dem Test mit dem „Charger Tester“ tauschte ich das Kabel gegen ein höherwertiges aus, und siehe da, anstatt eines Minus-Wertes zeigt das Handy nun zwischen 1000 und 1200 Milliampere Ladestrom an.

Die App „Charger Tester“ gibt Auskunft darüber, wieviel Strom tatsächlich beim Akku ankommt. (c) 2017 Uwe Fischer

Es gibt übrigens auch USB-Kabel mit eingebautem Strom- und Spannungsmesser, die den Ladeerfolg auf einem eigenen Display anzeigen, ohne dass eine App benötigt wird. Natürlich kann man damit keine anderen Kabel, sondern nur die Performance eines Ladegerätes prüfen. Dies ist vor allem dann sinnvoll, wenn nicht ein Smartphone, sondern beispielsweise ein MP3-Player, eine Smartwatch oder ein externes Akku-Pack aufgeladen werden sollen. Das intelligente Ladekabel Revolt PX-1922 von Pearl etwa kostet knapp zehn Euro und ist mit einem so genannten Smart-IC-Chip ausgestattet, der selbständig für den optimalen Ladestrom sorgt. Das Kabel unterstützt laut Hersteller bis zu 2,4 Ampere, wobei ich in der Praxis 2,07 beim Aufladen einer Powerbank an einem höherwertigen Universalladegerät erreichte.

Eine kleine Besonderheit hat dieses Kabel noch aufzuweisen: Damit man die Messwerte leichter ablesen kann, ist es egal, in welcher Richtung man den USB-Stecker in die Buchse schiebt.

Das intelligente Ladekabel Revolt PX-1922 von Pearl zeigt auf einem in den Stecker eingebauten Display Ladestrom und Spannung an. (c) 2017 Uwe Fischer

Diese Möglichkeit wird übrigens von mehreren Kabel-Herstellern genutzt, wobei manche Ladekabel nicht nur beliebig ins Ladegerät gesteckt werden können, sondern sogar die Einsteckrichtung des Micro-USB-Steckers am Handy egal ist. Vor allem bei Nacht oder im Auto bleibt einem damit lästiges Herumgefummel erspart.

https://play.google.com/store/apps/details?id=com.apps.asterios.charger&hl=de

http://www.pearl.at