Digitale Medien überfordern und verängstigen Kinder und Eltern
Der „Safer Inter Day“, der am 6. Februar diesen Jahres bereits zum 15. Mal weltweit gefeiert wird, steht heuer im Zeichen der Volksschulkinder. Spätestens in der vierten Klasse hat so gut wie jedes Schulkind sein eigenes Smartphone oder Tablet, aber schon viel früher werden die Kids über ihre Eltern, Freunde, oder andere Kinder mit dem Internet konfrontiert. Das Netz der Netze ist aber durchwachsen von Inhalten, die alles andere als kindgerecht bzw. jugendfrei sind, und sogar bei Erwachsenen oftmals Schock, Angst und Ekel hervorrufen. Somit ist es kein Wunder, dass die meisten Eltern überfordert und verunsichert sind, wie sie ihren Kleinen den Umgang mit den Neuen Medien beibringen sollen.
Pressekonferenz zum Safer Internet Day 2018 mit Maximilian Schubert (Generalsekretär der ISPA), Bernhard Jungwirth (Koordinator von saferinternet.at) und Barbara Buchegger (Pädagogische Leiterin von saferinternet.at). (c) 2018 Uwe Fischer
Eines der Hauptprobleme, mit denen die Eltern im Zusammenhang zu kämpfen haben: Sie haben keine oder kaum eigene Erfahrungen, auf die sie zurückgreifen und die sie ihren Kindern weitergeben können. Der Fernseher oder der Familien-PC waren überschaubare Medien, auf denen der Content gemeinsam konsumiert wurde, auf dem Tablet oder Handy ist der Benutzer jedoch mehr oder weniger auf sich allein gestellt.
Und auch der Wahrheitsgehalt der Informationen aus dem Netz sorgt zusehends für Verunsicherung: Wenn oftmals selbst Erwachsene so genannte „Fake News“ nicht von echten Neuigkeiten unterscheiden können, wie sollen das dann erst Kinder schaffen?
Es gibt zwar jede Menge Tools, mit denen der Internetzugang auf kindertaugliche Inhalte beschränkt wird, aber diese Hilfsmittel wiegen die Eltern oftmals nur in falsche Sicherheit: Zum einen werden immer wieder schockierende und verstörende Bilder und Videoclips an den Filtern vorbeigeschummelt, indem sie zum Beispiel an ursprünglich harmlose Youtube-Clips angehängt werden, zum anderen machen sich mitunter ältere Kinder eine Spaß daraus, die Kleinen auf dem Schulhof mit grauslichen, brutalen Inhalten zu schocken. Es hilft also nur wenig, das eigene Handy oder Tablet abzusichern, da die Kinder auch noch auf vielen anderen Wegen mit dem Internet in Berührung kommen.
Und das Schlimme daran: Viele Kinder, die mit solchem Content konfrontiert werden, trauen sich nicht, mit ihren Eltern darüber zu sprechen, sei es, weil sie Angst haben, dafür auch noch mit einem Handyverbot bestraft zu werden, oder weil sie sich einfach nicht noch einmal mit den schrecklichen Bildern auseinandersetzen wollen, sondern versuchen, diese zu verdrängen.
Dabei, so sind sich alle Experten einig, ist das Gespräch mit den Eltern das Wichtigste, um den Kindern einen verantwortungsvollen, sicheren Umgang mit dem Internet zu eröffnen. Die Initative saferinternet.at hat eine Reihe von Tipps zusammengestellt, die über die Webseite www.saferinternet.at abgerufen, als PDF-Dateien heruntergeladen, oder teilweise auch als gedruckte Broschüren bestellt werden können.
Zu den wichtigsten, aber gleichermaßen auch einfachsten Regeln, die mit den Kindern besprochen werden müssen, gehört der Umgang mit der Privatsphäre und die eigene Sicherheit: Niemals ohne Rücksprache mit den Eltern persönliche Daten wie Namen, Adressen, Telefonnummern oder Fotos weitergeben, und sich niemals alleine mit jemandem, den man online kennengelernt hat, treffen! Generell sollte beim ersten Treffen eine erwachsene Person dabei sein und es muss an einem öffentlichen Ort, an dem viele Menschen vorbei kommen – beispielsweise eine Café in einem Einkaufszentrum – stattfinden.
Schon schwieriger wird es mit dem Wahrheitsgehalt von Online-Inhalten. Zuerst gilt es, dem Kind zu vermitteln, welche Quellen vertrauenswürdig sind und welche grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen sind, und in der Folge zu lernen, wie man die Authenzität einer Informationen durch den Vergleich verschiedener Quellen einschätzen kann – hier liegt das vorrangige Problem vor allem darin, dass viele Erwachsene selbst dazu nicht imstande sind, sei es aus Bequemlichkeit, oder weil die (Fake) News genau das aussagen, was man selbst gerne hören oder glauben möchte, sodass man an einer Verifizierung gar nicht ernsthaft interessiert ist. Sollte man auf bedenkliche Inhalte wie Kinderpornografie oder Hass-schürenden Content stoßen, ist unverzüglich unter www.stopline.at eine Meldung an die Stopline der ISPA zu erstatten.
Dennoch: Die Chancen und Vorteile, die das Internet zu bieten hat, überwiegen die Nachteile. Das Netz kann sinnvoll zum Lernen genutzt werden, zur Weiterbildung und Unterhaltung in der Freizeit, zur Kommunikation mit Freunden und Verwandten, und vieles mehr. Das Wichtigste ist es, mit dem Medium Internet verantwortungsbewußt umzugehen, und genau das müssen Eltern ihren Kindern so früh wie möglich beibringen.
Die Infografik von saferinternet.at zum Thema „Digitale Medien im Volksschulalter“
www.saferinternet.at
www.stopline.at