HMD Global will dort weiter machen, wo Nokia vor vier Jahren aufhörte
Dieser Tage feierte eine Firma namens HMD Global in Wien ihren ersten Geburtstag. Ein Name, der wohl kaum einem Menschen außerhalb der Branche etwas sagen wird. Ihr Beiname lässt dann allerdings aufhorchen: „The Home of Nokia Phones“. Nachdem der finnische Nokia-Konzern 2014 seine Handy-Sparte an Microsoft verkauft hatte, und der amerikanische Softwareriese mit seinen Windows-basierenden Smartphones kläglich gescheitert ist, wurde im vergangenen Jahr von ehemaligen Nokia-Managern die neue Firma HMD gegründet, mit dem Ziel, Nokia als Handy-Marke wieder auf dem Markt zu etablieren. In drei bis fünf Jahren, so erzählte mir Vice President Alberto Matrone auf der Geburtstagsfeier seines Unternehmens, soll Nokia wieder zu den wichtigsten Playern auf dem Handy-Markt zählen.
Eine der Hauptstrategien von HMD Global ist es, sowie es bei der „alten“ Nokia Brauch war, eine möglichst breite Palette an Endgeräten im Portfolio zu haben, um jeder Zielgruppe ein passendes Endgerät anbieten zu können. So wurde für Leute, die einfach nur telefonieren wollen, das alte, inzwischen zum Kult-Handy avancierte Nokia 3310 neu aufgelegt. Natürlich wurde das Innenleben dramatisch modernisiert – das Original stammt immerhin aus dem Jahr 2000 -, aber die mechanischen Tasten blieben ebenso erhalten wie das gute, alte Spiel „Snake“.
Am oberen Ende der Produktpalette steht das derzeitige Flaggschiff, das Nokia 8. Während die „alte“ Nokia es verabsäumt hatte, auf den Android-Zug aufzuspringen, bietet HMD seinen Kunden mit diesem Gerät Android pur, so, wie es von Google entwickelt wird, ohne lästiges Beiwerk und vorinstallierte Apps, die kein Mensch je verwendet, die aber dennoch wertvollen Arbeitsspeicher belegen. Das Nokia 8 ist in der aktuellen Version bereits mit Android 8, Codename Oreo, ausgestattet. Wie Matrone betont, erhalten die Benutzer immer sofort die allerneuesten Updates zu ihren Betriebssystem, da im Gegensatz zu anderen Anbietern am Betriebssystem selbst keine herstellerspezifischen Anpassungen vorgenommen werden müssen. Alle Anwendungen, die auf dem Nokia-Handy laufen sollen, auch die diversen Tools der Netzbetreiber, werden einfach dazu installiert, und können daher auch genauso leicht wieder entfernt werden.
Eine Besonderheit des Nokia 8 ist das Kamerasystem, das gemeinsam mit dem renommierten Optik-Hersteller Zeiss entwickelt wurde: Insgesamt ist das Handy mit drei Kameras ausgestattet, eine auf der Vorder- und zwei auf der Rückseite. Bei der Doppel-Kamera handelt es sich um eine Farb- und eine Schwarz-Kamera, die gemeinsam für ein noch schärferes und kontrastreicheres Bild sorgen sollen, und es dem Fotografen außerdem erlauben, echte, gestochen scharfe Schwarz-Weiß-Aufnahmen zu machen, anstatt ein Farbbild nachträglich in Graustufen umzuwandeln.
Die so genannte Dual Sight-Funktion nutzt alle drei Kameras. Dabei ermöglicht sie es nicht nur, gleichzeitig ein Foto nach vorne und ein Selfie zu machen, es bietet diese Option auch im Video-Modus an. So kann der Benutzer live kommentieren, was er gerade filmt, was in Zukunft so manchem Youtube-Video sicher noch einen zusätzlichen Pepp verleihen wird. In dem Gerät, das ich kurz antesten konnte, war es noch etwas schwierig, die Belichtung der beiden Videostreams optimal aufeinander abzustimmen, da es sich hierbei jedoch um eine reine Software-Frage handelt, ist damit zu rechnen, dass dieses Problem schon in naher Zukunft aus der Welt geschafft sein wird.
Mit 128 GB Speicher wird das Nokia 8 im Internet ab etwa 670 Euro angeboten, die 64 GB-Version kostet etwa einen Hunderter weniger. Ein ausführlicher Test des neuen Nokia-Flaggschiffs wird demnächst an dieser Stelle folgen.