Geheimnisvoller Kabelzauber

Nicht jedes USB-Kabel lädt ein Smartphone tatsächlich auf

Haben Sie sich auch schon einmal gewundert, wieso das Handy an einem Tag innerhalb weniger Stunden voll aufgeladen ist, und das Gerät ein anderes Mal die ganze Nacht am Ladegerät gehangen ist, und der Akku trotzdem so gut wie leer ist? Dann achten Sie einmal auf die verwendeten Kabel – die Qualitätsunterschiede sind gewaltig, und oftmals kommt nur ein Bruchteil des Stromes, den das Ladegerät liefern könnte, tatsächlich beim Handy an.

Beidseitig verwendbare USB-Kabel kann man auch mit geschlossenen Augen benutzen, sie passen dank des flexiblen Mittenstegs immer in die Buchse. (c) 2017 Uwe Fischer

Meine Recherchen zu diesem Thema führten mich zu dem griechischen Programmierer Asterios Laskaroglou, der ein Android-Tool zum Testen von Ladegeräten entwickelt hat. Und mit seiner App, dem „Charger Tester“ konnte ich tatsächlich gravierende Unterschiede in der Lade-Performance feststellen, wenn ich die USB-Kabel zwischen dem Ladegerät und dem Handy austauschte. Das Programm zeigt auf dem Handy-Bildschirm an, mit wieviel Strom der Akku tatsächlich geladen wird. Da das Telefon, sobald es eingeschaltet ist, auch Energie verbraucht, kann es vorkommen, dass sogar im Leerlauf mehr Strom benötigt wird, als über ein minderwertiges Kabel nachkommt – der Akku wird also leer, obwohl das Handy angeschlossen ist. Dieses Phänomen erlebte ich vor allem im Auto, wo ich aus Gründen der Flexibilität ein dünnes Spiralkabel zum (mutmaßlichen) Laden des Handys benutzte. Nach dem Test mit dem „Charger Tester“ tauschte ich das Kabel gegen ein höherwertiges aus, und siehe da, anstatt eines Minus-Wertes zeigt das Handy nun zwischen 1000 und 1200 Milliampere Ladestrom an.

Die App „Charger Tester“ gibt Auskunft darüber, wieviel Strom tatsächlich beim Akku ankommt. (c) 2017 Uwe Fischer

Es gibt übrigens auch USB-Kabel mit eingebautem Strom- und Spannungsmesser, die den Ladeerfolg auf einem eigenen Display anzeigen, ohne dass eine App benötigt wird. Natürlich kann man damit keine anderen Kabel, sondern nur die Performance eines Ladegerätes prüfen. Dies ist vor allem dann sinnvoll, wenn nicht ein Smartphone, sondern beispielsweise ein MP3-Player, eine Smartwatch oder ein externes Akku-Pack aufgeladen werden sollen. Das intelligente Ladekabel Revolt PX-1922 von Pearl etwa kostet knapp zehn Euro und ist mit einem so genannten Smart-IC-Chip ausgestattet, der selbständig für den optimalen Ladestrom sorgt. Das Kabel unterstützt laut Hersteller bis zu 2,4 Ampere, wobei ich in der Praxis 2,07 beim Aufladen einer Powerbank an einem höherwertigen Universalladegerät erreichte.

Eine kleine Besonderheit hat dieses Kabel noch aufzuweisen: Damit man die Messwerte leichter ablesen kann, ist es egal, in welcher Richtung man den USB-Stecker in die Buchse schiebt.

Das intelligente Ladekabel Revolt PX-1922 von Pearl zeigt auf einem in den Stecker eingebauten Display Ladestrom und Spannung an. (c) 2017 Uwe Fischer

Diese Möglichkeit wird übrigens von mehreren Kabel-Herstellern genutzt, wobei manche Ladekabel nicht nur beliebig ins Ladegerät gesteckt werden können, sondern sogar die Einsteckrichtung des Micro-USB-Steckers am Handy egal ist. Vor allem bei Nacht oder im Auto bleibt einem damit lästiges Herumgefummel erspart.

https://play.google.com/store/apps/details?id=com.apps.asterios.charger&hl=de

http://www.pearl.at

 

Wie Chvaco dem Erpresservirus das Handwerk legt

Wenn Locky aktiv wird, schlägt WOG zu

Erpresserviren wie „Locky“ sind die fieseste Malware überhaupt: Sie verschlüsseln ganze Festplatten, Netzwerk-Laufwerke und sogar die Backups auf Dropbox oder OneDrive und fordern den Benutzer dann zur Zahlung eines Lösegeldes auf. Auch wenn die Polizei davon abrät, so ist das Bezahlen mitunter doch die einzige Chance, wieder einen Zugriff auf seine Daten zu bekommen. Vielleicht, denn es ist keineswegs sicher, dass die Erpresser den Code zur Entschlüsselung auch tatsächlich herausrücken.

WOG

Das IT-Unternehmen Chvatlinsky und Co., kurz Chvaco, aus Obersiebenbrunn im Marchfeld hat nun eine Software entwickelt, die Locky und ähnliche Schädlinge austricksen soll: Sie überwacht das Geschehen auf Prozess-Ebene. Sobald verdächtige Aktivitäten auf dem Computer registriert werden, fährt der Rechner automatisch herunter. Ein paar Dateien werden dabei zwar zerstört, aber der Schaden hält sich in Grenzen, das große Desaster bleibt aus. Die Handvoll zerstörter Informationen kann dann aus dem letzten Backup wiederhergestellt werden.

Das Tool WOG ersetzt keine Firewall und keine Antivirensoftware, sondern wird erst dann aktiv, wenn alle anderen vorangesetzten Schutzmechanismen versagt haben und das Erpresservirus tatsächlich ausgeführt wird. Im Normalfall sollte der Benutzer also niemals mit dem Programm konfrontiert werden, im Ernstfall aber verhindert es einen Totalverlust sämtlicher Daten. Für ein Unternehmen kann dies für die Existenz des Betriebs entscheidend sein, aber auch Privatanwender sollten sich überlegen, die 60 Euro für die erste Jahreslizenz zu investieren – Kinderfotos und Urlaubsvideos sind für eine Familie mindestens genauso wertvoll wie Kundendaten und Bilanzen für eine Firma. Ab dem zweiten Jahr fallen für WOG dann nur noch 30 Euro an.

Damit auch die Handvoll Daten, die Locky zerstört, ehe WOG reagieren kann, nicht auf ewig verloren ist, rät Firmenchef Andreas Chvatlinsky zu einer regelmäßigen Datensicherung – was aber ohnehin eine Selbstverständlichkeit sein sollte.

Eine Schwachstelle gibt es dennoch: Vom Erkennen des Virus bis zum automatischen Abschalten des Rechners hat der Benutzer sieben Sekunden Zeit, in das Geschehen einzugreifen. Wenn dann Word oder Excel noch offen sind, kann die Arbeit seit der letzten automatischen Sicherung verloren gehen. Dennoch ist dies so gut wie belanglos, wenn man den Verlust einem Totalschaden gegenüberstellt.

http://www.chvaco.at

 

 

 

Cortana und die Geografie

Wie man die Standortbestimmung von Windows 10 austrickst

Egal, ob man sie mag oder nicht – mit der aktuellen Version von Windows 10 nistet sich Microsofts digitale Assistentin Cortana auf dem PC ein und versucht, dem User mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Nur sind die Ratschläge nicht immer sinnvoll… Etwa, wenn man im Marchfeld lebt und arbeitet, und Cortana einen stur mit dem Wiener Wetter beglückt. Mit etwas Tüftelei lässt sich Cortana jedoch austricksen.

Die digitale Assistentin Cortana liefert automatisch einen Wetterbericht - damit der angezeigte Ort stimmt, muss Windows allerdings die richtigen Koordinaten kennen.

Die digitale Assistentin Cortana liefert automatisch einen Wetterbericht – damit der angezeigte Ort stimmt, muss Windows allerdings die richtigen Koordinaten kennen.

Normalerweise nutzt Windows zur Positionsbestimmung GPS-Koordinaten, das Problem dabei ist nur, dass weder Laptop noch Desktop-PC normalerweise mit einem GPS-Empfänger ausgestattet sind – ganz abgesehen davon, dass ein solcher innerhalb eines Gebäudes (wo sich der Arbeitsplatz doch zumeist befindet) gar nicht funktionieren würde. Alternativ greift Windows – und damit auch Cortana – auf die IP-Adresse des Rechners zu und nimmt den dieser Adresse zugeordneten Ort als Standort an. Bei einer fixen IP-Adresse, wie sie große Firmen haben, mag das funktionieren, bei einer dynamisch vergebenen Adresse ist das jedoch eher ein Glücksspiel. Anstelle von Marchegg erscheint Wien, manchmal auch Salzburg als aktueller Standort auf.

Da mich dieser Zustand nervte, machte ich mich auf die Suche nach einer Lösung. Windows selbst verfügt über keine Möglichkeit, die Positionsbestimmung manuell mit Daten zu füttern, doch stieß ich bei meinen Recherchen auf eine kleine Software, die dem PC das Vorhandensein eines GPS-Empfängers vorgaukelt. Leider ist FakeGPS, wie sich das Tool nennt, kein Programm, das sich einfach per Mausklick installieren lässt – es handelt sich um einen Treiber, der tief im Betriebssystem verankert werden muss, und das ist bei Windows 10 gar nicht so leicht.

Nachdem Sie das Programm von der Webseite https://github.com/juliankay/FakeGPS/releases heruntergeladen haben, müssen Sie sich überlegen, welchen Standort sie für Ihren Rechner festlegen wollen. Suchen sie auf Bing Maps den Ort, klicken Sie dann mit der rechten Maustaste auf die gewünschte Adresse, und notieren Sie sich die angezeigten Koordinaten. Achtung: Statt des angezeigten Kommas muss später ein Punkt gesetzt werden.

Mit Bing Maps lassen sich ganz einfach die gewünschten Koordinaten ermitteln.

Mit Bing Maps lassen sich ganz einfach die gewünschten Koordinaten ermitteln.

Und jetzt geht’s ins Eingemachte… Zunächste müssen in Windows 10 über die Option „Erweiterter Start“ die „UEFI Firmwareeinstellungen“ aufgerufen werden. Je nach Computermodell landet man nun nach einem Neustart im BIOS-Menü, wo man die Option „Secure Boot“ deaktivieren („disable“) muss. Vorsicht: Der PC ist nun nicht mehr vor Viren, die sich in den Bootsektor einnisten könnten, gefeit!

Nun startet man den Computer neu, ruft dann die Eingabeaufforderung auf (als Administrator ausführen!), und tippt hier (ohne Anführungszeichen) „bcdedit /set testsigning on“ ein. Auf diese Weise wird es möglich, einen nicht signierten Treiber zu installieren. Nach dem nächsten Neustart zeigt der PC an, dass er sich nun in einem Testmodus befindet. Jetzt kann man über den Geräte-Manager mit dem Menü „Aktion – Legacyhardware hinzufügen“ und den Punkt „Hardware manuell aus einer Liste wählen“ den FakeGPS-Treiber installieren. Man wählt hier „Alle Geräte anzeigen“ und dann den Punkt „Datenträger“ aus, navigiert an die Stelle, an der man den Treiber gespeichert hat, und startet die Installation. Das kann ein paar Minuten dauern, allenfalls muss der Treiber danach noch im Gerätemanager per Hand aktiviert werden. Ab jetzt glaubt der Computer, mit einem GPS-Modul ausgestattet zu sein.

Rechts unten erkennt man, dass sich der PC nun im Testmodus befindet.

Rechts unten erkennt man, dass sich der PC nun im Testmodus befindet.

Über die Eingabeaufforderung startet man jetzt das Programm FakeGPS.exe mit dem Parameter -s, gefolgt von den Koordinaten. Doch damit ist die Sache leider noch immer nicht abgeschlossen. Das Tool zur Eingabe der Fake-Koordinaten ist nämlich fehlerhaft, deshalb müssen die Daten per Hand in der Registry korrigiert werden. Unter regedit navigiert man zu „Computer\HKEY_LOCAL_MACHINE\SYSTEM\CurrentControlSet\Enum\ROOT\UNKNOWN\0000\Device Parameters\FakeGPS“ und trägt dort die gewünschten Koordinaten bei Latitude und Longitude korrekt als Dezimalwert ein.

So müssen die Einstellungen in der Registry aussehen

So müssen die Einstellungen in der Registry aussehen

Danach wird der Rechner neu gestartet. Theoretisch könnte man Cortana jetzt schon benutzen, allerdings sollte man zuvor wieder die Sicherheitseinstellungen korrigieren. Wie oben beschrieben gibt man in der als Administrator gestarteten Eingabeaufforderung „bcdedit /set testsigning off“ ein, startet den PC neu, ruft dann wieder die UEFI-Einstellungen ein und setzt im BIOS Secure Boot wieder auf „enabled“. Nach dem nächsten Neustart nimmt der PC nun die in die Registry eingetragenen Werte als echten Standort des Computers an. Wenn Sie Cortana nun fragen „Wo bin ich?“ sollte sie die richtige Antwort liefern.

Die Koordinaten kann man übrigens jederzeit in der Registry wieder ändern, ohne vorher in den Testmodus zu gelangen – das kann nützlich sein, wenn man den Computer mit in den Urlaub nimmt, oder einfach nur die Anwesenheit an einem anderen Ort simulieren will. Allerdings ist danach ein Neustart notwendig, damit Cortana die neuen Daten auch tatsächlich akzeptiert.

https://github.com/juliankay/FakeGPS/releases

 

Finderlein sucht Helferlein

Community soll App am Leben erhalten

Programmierern, die ihr Können der Allgemeinheit uneigennützig und kostenlos zur Verfügung stellen, gebührt höchster Respekt. Allerdings darf man es Leuten, die dafür ihre Freizeit opfern, auch nicht verübeln, wenn sie ein Projekt früher oder später aus Zeitmangel auf Eis legen oder komplett einstellen. Der Entwickler der App NÖ Finderlein, der bisher einzigen Handy-Anwendung, die bei der Planung und Verwaltung von Ausflügen mit der Niederösterreich-Card hilft, hat einen anderen Weg beschritten: Er hat sein Tool in ein Open Source Projekt umgewandelt und bittet nun die Benutzer um aktive Unterstützung bei der Weiterentwicklung der Software und der Wartung der Datenbank.

finderlein

Die Niederösterreich-Card zählt zu Österreichs beliebtesten Freizeitkarten: Für eine Jahresgebühr von 54 Euro kann man 325 Freizeiteinrichtungen in Niederösterreich und Wien, so wie vereinzelte Ziele in Oberösterreich, dem Burgenland und der Steiermark kostenlos besuchen, einige davon sogar mehrmals. Zu dem Angebot zählen Burgen und Schlösser, Thermen und Sportanlagen, Schiffe, Sonderzüge und Seilbahnen… Es ist wirklich für jeden Geschmack etwas dabei, und man kann sich gegenüber den regulären Eintrittsgebühren ganz locker ein paar hundert Euro ersparen.

Das einzige Problem: Es gibt bisher keine offizielle Handy-App zur Verwaltung der Ausflüge. Deshalb hat ein findiger Programmierer das Programm NÖ Finderlein entwickelt. Das Herzstück ist eine Datenbank, in der alle Ausflugsziele samt Kurzbeschreibung, Telefonnummer, Öffnungszeiten und Internet-Verlinkung gespeichert sind. Die einzelnen Orte können als Overlay auf Google Maps angezeigt werden, der Benutzer kann sich anzeigen lassen, welche Attraktionen sich in der unmittelbaren Umgebung befinden, und vor allem kann er abhaken, welche Orte er in der aktuellen Saison schon besucht hat. Alles in allem ein sehr nützliches Tool, und wer das NÖ Finderlein einmal verwendet hat, will es künftig nicht mehr missen.

Genau diese Gefahr drohte aber: Zwei Wochen lang herrschte quasi Funkstille, da dem Entwickler seinen eigenen Angaben zufolge einfach die Zeit fehlte, nach dem Saisonwechsel vom 31. März zum 1. April die Datenbank auf den aktuellen Stand zu bringen. Außerdem hatten sich im letzten Jahr einige Programmierschnittstellen bei Android verändert, was bei der Weiterentwicklung des NÖ Finderleins ebenfalls berücksichtigt werden musste.

Nur hat sich „Der Qurps“, wie sich Programmierer Roman Reitschmied innerhalb der Community nennt, entschlossen, sein nicht nur ihm selbst, sondern auch hunderten Anwendern ans Herz gewachsene Projekt auf Open Source Basis weiterzuführen. Im ersten Schritt bittet er die User, die Datenbank um die Objektnummern aus dem offiziellen Niederösterreich-Card-Katalog zu ergänzen, sowie gewünschte Verbesserungen an der Software gleich als so genannte Pull-Request unter https://github.com/derqurps/noefinderlein auf der Github-Plattform zu posten. Auf diese Weise ist (hoffentlich) gewährleistet, dass das NÖ Finderlein den Ausflüglern auch in den kommenden Jahren zur Verfügung steht.

Seit 15. April funktioniert die App jedenfalls wieder – zwar noch nicht mit allen Features, aber für den sorglosen Start in die aktuelle Ausflugsaison reicht es auf jeden Fall aus.

noe-finderlein

Ein kleiner Tipp aus meinen persönlichen Erfahrungen: Bevor man sich hundert Kilometer auf den Weg macht, sollte man auf jeden Fall im Internet oder per Telefon direkt beim Ausflugsziel checken, ob die jeweilige Attraktion tatsächlich zum gewünschten Zeitpunkt geöffnet ist – das NÖ Finderlein wird mit den offiziellen Daten aus dem Katalog der Niederösterreich Card gefüttert, und alle Fehler aus dem Katalog – und solche gibt es leider immer wieder – werden eins zu eins auch in der App abgebildet.

https://play.google.com/store/apps/details?id=at.qurps.noefinderlein.app&hl=de

https://github.com/derqurps/noefinderlein

http://www.niederoesterreich-card.at/

 

 

Helicon Focus, der digitale Scharfmacher

Foto-Stacking mit Helicon Focus

Um die Einzelaufnahmen einer Fokusreihe – siehe mein voriger Blog – zu einem durchgängig scharfen Bild zusammenzusetzen, benötigt man eine Software, die Bild für Bild analysiert, die jeweils schärfsten Bereiche identifiziert, und die Ergebnisse in eine sinnvolle Relation zueinander setzt. Genau das macht Helicon Focus: Man braucht nur die einzelnen Fotos mit der Maus auf die Benutzeroberfläche des Programms zu ziehen, einen von drei Stacking-Modi auszuwählen, und auf „Render“ zu klicken, und hat innerhalb kürzester Zeit das fertige, gestochen scharfe Foto auf dem Bildschirm.

Helicon Focus erlaubt es, beim Stacking zuzuschauen. Drei verschiedene Methoden stehen dabei zur Auswahl.

Helicon Focus erlaubt es, beim Stacking zuzuschauen. Drei verschiedene Methoden stehen dabei zur Auswahl.

Das Programm stellt drei verschiedene Algorithmen zur Berechnung der optimalen Schärfe zur Verfügung, wobei die so genannte Pyramiden-Methode am einfachsten handzuhaben ist, da hier keinerlei zusätzliche Parameter zu berücksichtigen sind. Bei den Methoden „Gewichteter Mittelwert“ und „Tiefenabbild“ hingegen sind Radius und Glättung zu beachten – durch geschicktes Jonglieren mit den beiden Reglern kann die Schärfe von kleinen Details und Kantenübergängen verbessert werden, es besteht aber auch die Gefahr, unschöne Artefakte zu produzieren. Hier heißt es, experimentieren und ausprobieren, welches Verfahren mit welchen Einstellungen das beste Resultat liefert – für Perfektionisten ist damit Beschäftigung für viele, lange Winterabende garantiert. Wer es nicht ganz so genau nimmt, kann die drei Stacking-Methoden mit den Standardeinstellungen durchlaufen lassen, und wird mit dem Ergebnis ebenfalls sehr zufrieden sein.

Nach dem Rendering steht dem Benutzer ein interessantes Nachbearbeitungswerkzeug zur Verfügung: Das Tool erlaubt es, Elemente aus einem der Quellbilder in das fertig gerenderte Bild zu kopieren, um so Details besser hervorzuheben. Auch „Geisterbilder“, die entstehen können, wenn sich ein Teil des Motivs während der Aufnahme ein wenig bewegt hat, lassen sich mit dem intelligenten Pinsel auf relativ einfache Weise beseitigen. Der Pinsel zeigt immer ein Abbild des ausgewählten Bereichs des Quellbildes an, sodass man schon beim Darüberfahren mit der Maus sehen kann, wie sich die Änderung auswirkt. Ist das Resultat zufriedenstellend, drückt man die linke Maustaste, und schon ist der entsprechende Teil übernommen. Auch Texte oder eine Skala zur besseren Darstellung der Größe können relativ einfach eingeblendet werden.

Für komplexere Nachbearbeitungsschritte bietet Heliconsoft das Programm „Helicon Filter“ an, mit dem sich unter anderem Farbsäume, Kontraste etc. korrigieren lassen. Das Programm bietet zahlreiche klassische Bildbearbeitungswerkzeuge wie etwa eine Pipette zum nachträglichen Weißabgleich, aber auch sehr komplexe Einstellmöglichkeiten wie beispielsweise Regler für Sättigung und Spektralempfindlichkeit.

Helicon Filter bietet zahlreiche Optionen zur Nachbearbeitung von Fotos.

Helicon Filter bietet zahlreiche Optionen zur Nachbearbeitung von Fotos.

Aber zurück zu Helicon Focus – das Programm unterstützt neben dem Fokus-Stacking auch die Erstellung so genannten Mikropanoramen: Man verschiebt auf einem mit einer Kamera ausgestatteten Mikroskop in kleinen Schritten den Objektträger, und die Software fügt dann die einzelnen Fotos zu einem großen Bild zusammen. Dies funktioniert aber nur, wenn die einzelnen Fotos tatsächlich in einer flachen Ebene aufgenommen wurde – für Rundschwenks ist die Software weniger geeignet, dafür gibt es andere Programme. Allerdings habe ich Helicon Focus auch schon dafür zweckentfremdet, mehre von einem Stativ aus aufgenommene Bilder einer Silvesternacht übereinanderzulegen und so Dutzende Feuerwerksraketen, die im Laufe mehrerer Minuten über den Himmel zischten, auf einem Bild zu einem prächtigen Spektakel zu vereinen.

Interessant ist übrigens auch die in der jüngsten Version von Helicon Focus hinzu gekommene Option, ein Video-File zu importieren: Die Datei wird beim Einlesen in ihre einzelnen Frames zerlegt, die dann wie oben beschrieben den Stacking-Prozess durchlaufen. Die Einzelbilder werden zwar beim Beenden des Programms wieder gelöscht, man kann sich jedoch, solange das Programm noch läuft, über einen Rechtsklick in der Spalte „Quelldateien“ (im rechten Tel des Bildschirms) unter „Bildinformationen“ anzeigen lassen, wo die Frames zwischengespeichert sind, und dann über den Windows-Explorer an diese Stelle navigieren und das gewünschte Bild an eine andere Stelle kopieren.

Und noch ein nettes Feature hat Helicon Focus zu bieten: Aus den unterschiedlich fokussierten Einzelbildern kann auch eine Art 3D-Modell erstellt werden, das dann einen plastischen Eindruck des aufgenommenen Objekts vermittelt.

Helicon Focus ist für Windows und Apple Macintosh verfügbar. Ein wenig kompliziert erscheint allerdings das Lizenzmodell von Heliconsoft (Stand 19.1.2016): Kauft man direkt über die Hersteller-Webseite ein, bezahlt man für das Pro-Package entweder 63,67 Euro pro Jahr, oder 231,54 Euro für die unlimitierte Version. Neben der Stacking-Software selbst ist in diesem Preis auch ein Tool namens Helicon Remote enthalten, das es erlaubt, verschiedene Kameratypen vom PC aus zu steuern. Das Programm fügt sich nahtlos in Helicon Focus ein, sodass Fotografieren, Stacken und Nachbearbeiten in einem durchgängigen Arbeitsprozess erledigt werden kann. Da die Kamera dazu am Computer angeschlossen sein muss, ist diese Lösung für unterwegs nur bedingt geeignet. Es gibt zwar auch eine Android-Version der Remote-Software, die allerdings extra gekauft werden muss. Das oben erwähnte Bearbeitungstool Helicon Filter wiederum kostet knapp 35 Euro.

Über das Portal heliconfocus.de kann Helicon Focus Pro ebenfalls bezogen werden, hier bezahlt man nur 129,95 Euro, allerdings ohne das Remote-Tool, auf das viele Benutzer ohnehin verzichten können. Außerdem ist das hier angebotene Programm eine Spur älter als die Version, die von der Webseite des Herstellers heruntergeladen werden kann. Das deutschsprachige Portal wird von der niederländischen Firma Globell betrieben.

Anfangs- und Endbild der Fokus-Reihe, am unteren Ende das mit Helicon Filter  nachbearbeitete Endergebnis.

Anfangs- und Endbild der Fokus-Reihe, am unteren Ende das mit Helicon Filter nachbearbeitete Endergebnis. (c) 2016 Uwe Fischer

http://www.heliconsoft.com

http://www.heliconfocus.de

 

Office 2016 – Update mit Tücken

Wenn Outlook plötzlich nicht mehr will

Wer Microsofts Office nicht mehr, wie früher üblich, als Einzelpaket erwirbt, sondern sich für das Abo-Modell „Office 365“ entscheidet, soll davon profitieren, immer und jederzeit ohne Mehrkosten die aktuellste Version des Softwarepakets auf seinem PC nutzen zu können. Hört sich in der Theorie gut an, und so habe auch ich mich gefreut, als mir mein Computer dieser Tage das kostenlose Upgrade auf das allerneueste Office 2016 anbot. Die Installation hat auch problemlos funktioniert, doch schon bald kam die Ernüchterung: Mit der neuen Version von Outlook konnte ich plötzlich keine E-Mails mehr empfangen.

Die Installation von Office 2016 ist einfach und problemlos, aber Vorsicht: Unter bestimmten Umständen kann es passieren, dass Outlook nach dem Upgrade nicht mehr richtig funktioniert.

Die Installation von Office 2016 ist einfach und problemlos, aber Vorsicht: Unter bestimmten Umständen kann es passieren, dass Outlook nach dem Upgrade nicht mehr richtig funktioniert.

Nach Überprüfung aller Einstellungen, der Internetverbindung und einem Check, ob nicht vielleicht eine Störung bei meinem E-Mail-Provider vorliegt, war mir klar – das Problem musste am neuen Outlook liegen. Also einmal der ersten offiziellen Empfehlung von Microsoft gefolgt, das komplette Office-Paket deinstalliert und neu aufgesetzt…

Auf der Pressekonferenz, bei der Office 2016 offiziell vorgestellt wurde, hieß es, dass das Update maximal 20 Minuten in Anspruch nehme… Nun, mit der Neuinstallation war ich darüber schon weit hinaus, und als ich endlich das frisch aufgesetzte, jungfräuliche Outlook startete, konnte es abermals keine E-Mails abrufen. Zwar zeigte es mir an, dass inzwischen ein Dutzend neuer Mails auf meinem Server lagen, und täuschte auch einen Download derselben vor, aber im Posteingang kam einfach nichts an.

Eine Recherche in den einschlägigen Foren zeigte, dass ich mit diesem Problem bei weitem nicht allein da stand. Der Microsoft-Support empfiehlt in diesen Foren, Outlook 2016 einfach mit Administrator-Rechten zu starten – das klappt auch tatsächlich, die Mails können endlich wieder abgerufen werden, aber erstens lässt sich das Mail-Programm dann nicht mehr automatisch beim Hochfahren des Rechners starten, und zweitens funktioniert die Indizierung der Mails nicht mehr. Der gutgemeinte Tipp kann also nur als Notlösung anzusehen sein.

Nach ein paar Stunden Herumtüfteln fand ich dann aber doch noch eine andere Lösung für das Problem: Man installiere nicht die von Microsoft empfohlene 32 Bit-Version von Office 2016, sondern die 64 Bit-Variante. Das geht natürlich nur, wenn auch ein 64 Bit-Windows installiert ist, bei einem PC mit mehr als zwei Gigabyte Arbeitsspeicher sollte dies aber ohnehin Standard sein. Während der Installation des 64 Bit-Office wird zwar dezidiert davor gewarnt, dass es bei dieser Version zu Kompatibilitätsproblemen kommen kann, bisher sind mir jedoch keine Probleme aufgefallen. Im Gegenteil, Outlook funktioniert nun so, wie es soll, und wie man es für ein vernünftiges Arbeiten auch braucht.

Die Versionsauswahl bei der Office-Installation ist ziemlich versteckt.

Die Versionsauswahl bei der Office-Installation ist ziemlich versteckt.

Um die 64 Bit-Version überhaupt zu installieren zu können, muss man allerdings etwas tiefer in die Materie eindringen. Wenn man über https://stores.office.com/myaccount/ in „Mein Konto“ bei Microsoft einsteigt, und dort unter Office 365 auf „Installieren“ klickt, erscheint auf der Webseite ein eher unauffälliger Link mit der Bezeichnung „Sprach- und Installationsoptionen“. Klickt man diesen an, wird dem Benutzer angeboten, Office in einer anderen Sprache einzurichten. Auch wieder sehr unauffällig und leicht zu übersehen: Ein Link mit der für Laien schon etwas abschreckend klingenden Bezeichnung „Weitere Installationsoptionen“. Erst hier findet man dann die Möglichkeit, anstatt der empfohlenen 32 Bit die 64 Bit-Version zu installieren. Vorher ist es allerdings anzuraten, die frühere Office-Version über die Systemsteuerung zu deinstallieren und den Rechner neu zu starten, um nicht irgendwelche Konflikte mit alten Programmresten zu provozieren.

Bei diesen „Installationsoptionen“ besteht übrigens auch die Möglichkeit, im Fall der Fälle wieder zum alten Office 2013 zurückzukehren, wenn es mit dem 2016er-Paket absolut nicht klappen will…

http://www.microsoft.at

https://stores.office.com/myaccount/home.aspx

 

 

Fujitsu vernetzt Mensch, Tier und Maschine

MetaArc: Neue Plattform für eine „Hyperconnected World“

Gerade erst fängt das vielzitierte „Internet of Things“ an, in der Realität Fuß zu fassen, wird bereits die nächste Phase der allumfassenden Vernetzung eingeläutet: Menschen, Tiere und Maschinen werden Bestandteile eines globalen Netzwerks, wobei der Mensch selbst nicht mehr als übergeordnete Instanz die Ein- und Ausgabe der Daten von außen kontrolliert, sondern in der „Hyperconnected World“ tatsächlich auch ein physischer Bestandteil des Netzes wird. Damit gewinnt das Motto „Human Centric Innovation“, unter dem das diesjährige Fujitsu Forum in München über die Bühne ging, eine völlig neue Dimension.

In einer simulierten Arbeitsumgebung wurde auf dem Fujitsu Forum 2015 gezeigt, wie der Mensch zu seiner eigenen Sicherheit in ein Netzwerk eingebunden werden kann. (c) 2015 Uwe Fischer

In einer simulierten Arbeitsumgebung wurde auf dem Fujitsu Forum 2015 gezeigt, wie der Mensch zu seiner eigenen Sicherheit in ein Netzwerk eingebunden werden kann. (c) 2015 Uwe Fischer

In erster Linie soll die physische Einbindung von Menschen in ein maschinengesteuertes Netzwerk der Sicherheit dienen. So wurde auf der technologischen Leistungsschau des japanischen High Tech-Konzerns unter anderem demonstriert, wie in einer automatisierten Lager- oder Fertigungsanlage dafür gesorgt wird, dass es zu keinen fatalen Begegnungen zwischen menschlichen Arbeitskräften und Arbeitsrobotern kommt. Mit „Elevation and Fall Detection“ erkennt ein optisches Sensorensystem, ob ein Mensch auf einer Leiter steht, oder ob ein Arbeiter stürzt und am Boden liegt, und schlägt sofort in der Zentrale Alarm; gleichzeitig kann das betroffene Areal auf der Stelle für selbstfahrende Maschinen, Roboterarme, etc. gesperrt werden, sodass eine weitere Gefährdung der jeweiligen Person unterbunden wird.

Bei Berufskraftfahrern soll in Zukunft ein System namens „Feelythm“ für mehr Sicherheit sorgen. Der Lenker trägt dabei während der Fahrt einen Brustgurt, der kontinuierlich den Herzschlag überwacht. Mit Hilfe eines von Fujitsu selbst entwickelten Algorithmus soll das System erste Anzeichen von Müdigkeit bereits erkennen, bevor sich der Fahrer selbst dessen bewusst ist, und Alarm schlagen. Je nach Kundenanforderung und Betriebsvereinbarung wird entweder nur der Fahrer selbst auf den kritischen Zustand aufmerksam gemacht, oder es ergeht auch gleich eine entsprechende Meldung an den zuständigen Flottenmanager im Unternehmen.

Auch der „Gaze Tracker“, den Fujitsu in Form eines Prototypen präsentierte, soll die Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen. Dabei visiert eine kleine Kamera die Augen des Kraftfahrers an und schlägt Alarm, falls dem Lenker die Augen zufallen sollten. Aber nicht nur das – das System weiß auch ganz genau, wohin der Blick des Lenkers gerichtet ist, ob er tatsächlich auf die Straße gerichtet ist, oder ob sich der Fahrer zu lange von der Landschaft oder anderen Dingen in der Umgebung ablenken lässt – in diesem Fall kann der Gaze Tracker die Rolle des aufmerksamen Beifahrers übernehmen und den Lenker freundlich daran erinnern, gefälligst auf die Straße zu schauen.

Eine Infrarot-Kamera überwacht den Patienten im Krankenhaus oder Pflegeheim und schlägt bei einem auffälligen Verhalten Alarm. (c) 2015 Uwe Fischer

Eine Infrarot-Kamera überwacht den Patienten im Krankenhaus oder Pflegeheim und schlägt bei einem auffälligen Verhalten Alarm. (c) 2015 Uwe Fischer

Im Krankenhaus oder Pflegeheim wiederum soll die „Patient Status Recognition“ über Infrarot-Kameras den Schlaf der Patienten überwachen, ohne dass diese unbequem verkabelt werden müssten. Der Computer erkennt selbständig, ob sich die Person aufsetzt, aus dem Bett zu rollen droht, oder sonstige ungewöhnliche Bewegungen macht, und setzt im Notfall einen Alarm an das zuständige Pflegepersonal ab.

Basis für diese und viele andere Anwendungen bildet Fujitsus neue digitale Business-Plattform MetaArc, mit deren Hilfe unterschiedlichste IT-Umgebungen auf eine gemeinsame Ebene gebracht werden sollen. So können Computersysteme, Sensoren und Maschinen, die im Normalfall nicht mit einander kommunizieren, untereinander Informationen austauschen, was wiederum den Weg für völlig neue Anwendungsszenarien ebnet, wie zum Beispiel auch die Überwachung von Tieren in der Landwirtschaft. Rinder und Schweine werden damit ebenfalls zu einem Teil der „Hyperconnected World“.

Fujitsu Vice-President Duncan Tait erläutert die Vorzüge von MetaArc im Business-Umfeld. (c) 2015 Uwe Fischer

Fujitsu Vice-President Duncan Tait erläutert die Vorzüge von MetaArc im Business-Umfeld. (c) 2015 Uwe Fischer

Aber auch für „normale“ Anwendungen im Büroumfeld soll MetaArc wertvolle Dienste leisten. Wie Duncan Tait – der erste und einzige Vice-President von Fujitsu, der nicht aus Japan stammt – bei der Eröffnung des Fujitsu Forums 2015 betonte, hilft die MetaArc-Plattform größeren Unternehmen dabei, bei einem minimierten Risiko von der herkömmlichen IT auf eine moderne Cloud-Technologie umzusteigen. Firmen sind damit beispielsweise imstande, sehr schnell neue Lösungen zu implementieren und zu testen, ohne ihre alte, bewährte IT-Umgebung auch gleich komplett erneuern zu müssen. Die hybride IT, bei der ein Teil der Informationsverarbeitung lokal im Unternehmen bleibt, während andere Anwendungen in die Cloud ausgelagert werden, soll einerseits die IT-Kosten als solche dramatisch reduzieren, stellt andererseits aber auch die ideale Basis für einen internationalen, unternehmensübergreifenden Datenaustausch und Workflow zwischen Herstellern, Dienstleistern, Zulieferern und Kunden dar.

www.fujitsu.com

 

Neues Leben für altes Mikroskop

Wie ich ein 10 Jahre altes Gerät wieder zum Laufen brachte

Vor vielen, vielen Jahren – und ja, es waren wirklich sehr, sehr viele – stellte mir die Firma Kosmos ein PC-Mikroskop mit USB-Anschluss für einen Testbericht zur Verfügung. Nach dem Test landete das Gerät im Archiv, später auf dem Dachboden und letztendlich in der Garage, und geriet dort in Vergessenheit. Bis ich mit meiner dreieinhalbjährigen Tochter das „Unterwasserreich“ im Waldviertel besuchte. Als die Kleine dort fasziniert die riesengroßen Projektionen von winzigkleinen Pantoffeltierchen bestaunte, erinnerte ich mich wieder an mein altes Mikroskop und beschloss, das Gerät wieder zu reaktivieren.

Dank des Fremd-Treibers läuft das alte Kosmos-Mikroskop jetzt auch noch unter Windows 10. (c) 2015 Uwe Fischer

Dank des Fremd-Treibers läuft das alte Kosmos-Mikroskop jetzt sogar auch noch unter Windows 10. (c) 2015 Uwe Fischer

Also Staubschicht entfernt, Gerät ausgepackt, zusammengebaut, USB-Kabel an den PC angeschlossen… und dann mal tief geseufzt. Natürlich hatte ich mir im Laufe der Jahre schon längst einen neuen Computer angeschafft, auf dem die zum Mikroskop gehörige Software freilich nicht installiert war. Zum Glück fand ich in der Schachtel des PC-Mikroskops noch die Original-CD-ROM, aber die Freude währte nicht lange… Schließlich hat mein neuen Laptop gar kein CD-Laufwerk mehr, heutzutage hat man seine Daten doch auf USB-Sticks oder in der Cloud gespeichert. Man findet auch praktisch alles im Internet, es sei denn, es ist schon viel zu alt – und genau das traf leider auf die Kosmos-Software zu. Also nochmal den Altgerätebestand durchwühlt, ein altes CD-Laufwerk ausgegraben, und mit dem IDE-zu-USB-Adapter an den Computer angeschlossen. Da Qualität und Stabilität dieser Verbindung nicht gerade vor Zuverlässigkeit strotzten, kopierte ich den Inhalt der CD-ROM auf einen USB-Stick, um die Software von dort zu installieren.

Die nächste unliebsame Überraschung ließ nicht lange auf sich warten: Die laut Copyright-Angaben aus dem Jahr 2005 stammenden Treiber auf der CD waren für Windows 98 bis XP konzipiert, und auf meinem aktuellen Windows 8-Rechner nicht zum Laufen zu bringen. Eine Nachfrage bei Kosmos ergab vorerst einmal nur, dass das Produkt schon seit Jahren nicht mehr im Handel ist, und es daher auch keinen Support mehr gäbe. Offiziell zumindest nicht. Denn wenig später erreichte mich dann ein Mail einer offenbar ausgesprochen engagierten Kosmos-Mitarbeiterin, der mein Problem offenbar keine Ruhe gelassen hatte – Frau Gscheidle verriet mir, dass in der Kamera des Mikroskops ein Chip mit der Bezeichnung SN9C102 des Herstellers Sonix verbaut sei. Zwar gäbe es von Seiten Sonix auch hierfür keinen Support und dementsprechend keine neuen Treiber mehr, aber der neuer SN9C102P sei dem besagten Chip sehr ähnlich…

Zwar konnte mir die nette Dame nicht sagen, ob es wirklich funktionieren würde, und wo ich hierfür einen passenden Treiber finden könnte, doch reichten die Informationen, die ich nun hatte, aus, um auf der Webseite von driverzone.com die Software für die scheinbar baugleiche Webcam „Lightwave IC-500“ herunter zu laden. Und siehe da, ich installierte den Treiber, schloss das Mikroskop an meinem Laptop an, und – voila! – die Staubkörner, die sich im Laufe der Jahre in dem Gerät angesammelt hatten, strahlten mich in 100-facher Vergrößerung auf dem Bildschirm an. Als Anzeige-Software hatte ich übrigens das Freeware-Bildbetrachtungsprogramm „IrfanView“ gewählt, und das Mikroskop über die TWAIN-Softwareschnittstelle angewählt. Die bereits interpolierte Auflösung von 640 mal 480 Pixel reicht an die heutigen Standards zwar bei weitem nicht mehr heran, aber für die Einstieg in die Welt des Mikrokosmos reicht es noch allemal aus. Wenn meine Tochter erst einmal größer ist und sich dann noch immer dafür interessiert, werde ich ihr höchstwahrscheinlich ein moderneres Gerät gönnen, inzwischen bin ich allerdings sehr froh, dem alten Spielzeug wieder neues Leben eingehaucht zu haben.

Der Experimentierkasten „Mikroskopie für den PC“ mit der Bestellnummer 636517 ist zwar seit 2009 offiziell nicht mehr im Sortiment von Kosmos enthalten, bei diversen Online-Händlern findet man jedoch noch immer Restbestände mit Preisen zwischen 75 und 120 Euro. Günstiger findet man unter Umständen noch ein Gebrauchtgerät – und wenn man dann den richtigen Treiber installiert, kann man es dann auch tatsächlich noch mit einem heutigen Computer nutzen.

http://driverzone.com/%7B4fe94f38-fae3-4aab-aa15-8666d0541767%7D?id=2163085

http://www.kosmos.de

 

 

 

Windows 10: Je älter der PC, desto kritischer

Diverse Probleme beim Upgrade – ein Zwischenbericht

Bei einem PC, der immer auf dem aktuellsten Stand gehalten wurde, und auf dem zuletzt unter Windows 8.1 alles problemlos funktionierte, ist das Upgrade auf Windows 10 ziemlich unbedenklich. Zwar gehen bei einigen Programmen bestimmte Voreinstellungen verloren, vielleicht müssen auch ein paar Registrierungen erneuert werden, aber alles in erwies sich zumindest bei meinem Arbeitsplatzrechner der Umstieg auf das neue Betriebssystem als äußerst unproblematisch. Ganz anders sieht es bei älteren Rechnern aus, auf denen sich im Laufe der Zeit jede Menge Datenmüll angesammelt hat.

Bei älteren Rechnern tauchen öfter Programme auf, die zu Windows 10 nicht mehr kompatibel sind - aber auch das sind zum Glück nicht viele.

Bei älteren Rechnern tauchen öfter Programme auf, die zu Windows 10 nicht mehr kompatibel sind – aber auch das sind zum Glück nicht viele.

Bei meinem aktuellen Arbeitsplatz-Rechner war das Upgrade ausgesprochen unproblematisch. Dass die Zuordungen von Standard-Anwendungen (oder Apps, wie Microsoft neuerdings zu allen Programmen sagt) bei der Neuinstallation verloren gehen, ist nicht weiter schlimm. Sogar bei der Installation irgendeines kleinen Freeware-Tools kann es passieren, dass Fotos und Videos plötzlich bei Doppelklick mit einem anderen Programm als bisher gestartet werden. Beheben lässt sich das ganz einfach, indem man mit der rechten Maustaste auf eine Datei mit der entsprechenden Endung (also z.B. JPG für Fotos) klickt, dann „Öffnen mit…“ und in dem sich darauf öffnenden Menü den Punkt „Andere App auswählen“ wählt. Jetzt sucht man aus der Liste das gewünschte Standard-Programm aus, setzt bei „Immer diese App zum Öffnen verwenden“ ein Häkchen, und fortan wird wieder jedes Bild, Video, oder worum es auch sonst gehen mag, automatisch mit dem gewünschten Programm geöffnet.

Auch in Windows 10 lassen sich die Zuordnungen bestimmter Datei-Typen zu bestimmten Programmen ganz leicht an die eigenen Bedürfnisse anpassen.

Auch in Windows 10 lassen sich die Zuordnungen bestimmter Datei-Typen zu bestimmten Programmen ganz leicht an die eigenen Bedürfnisse anpassen.

Bei CompanionLink, einem Tool, das ich seit Jahren zum Synchronisieren meines Android-Handys mit Outlook benutze, wurde nach dem Windows 10-Upgrade aus der gekauften Vollversion eine bereits abgelaufene Trial-Version, nach einem Klick auf „License Information“ und „Verify“ war dieses Problem allerdings innerhalb weniger Sekunden wieder behoben.

Der PC hatte nach dem Upgrade auch vergessen, welchen Scanner ich normalerweise benutze, aber auch das erwies sich nur als Äußerlichkeit: Die Treiber waren alle noch vorhanden, und es reichte aus, einmal den Scanner manuell auszuwählen, damit dieser beim nächsten Mal automatisch wieder in den Voreinstellungen erkannt wurde.

Etwas anders sah es bei meinem mindestens sieben bis acht Jahre alten Reserve-Laptop aus, den ich noch zu Vista-Zeiten erstanden hatte, und der zuletzt unter Windows 7 in einen Dornröschenschlaf versetzt wurde. Auch dieser Rechner hat sich nach dem Systemcheck für ein kostenloses Upgrade auf Windows 10 qualifiziert, allerdings wurde ich während der Aktualisierung mehrmals dazu aufgefordert, ältere, inkompatible Programme zu deinstallieren – die Option, diesen Schritt zu überspringen, wurde nicht geboten, ehe die eigentliche Installation des neuen Betriebssystems beginnen kann, muss alles bereinigt sein. Besonders heikel: Defekte Treiber oder Treiberleichen, die das Installationsprogramm nicht selbst erkennt. Denn dann stürzt das Upgrade nach stundenlangem Hin- und Hergeschaufle der Daten ab, der PC startet neu, und das alte Windows 7 wird wieder hergestellt. Auf diese Weise können mehrere Stunden mit Trial und Error vergehen, bis endlich alle Probleme aufgespürt und beseitigt sind.

Wenn es gar nicht klappen will, auf keinen Fall die Nerven wegwerfen und ein jungfräuliches Windows 10 installieren, denn dann ist die Lizenz für ein kostenloses Upgrade futsch! Lieber noch ein paar Stunden investieren, den Rechner mit dem (hoffentlich noch irgendwo auffindbaren) Original Windows 7 neu aufsetzen, und dann erst mit dem Windows 10 Upgrade beginnen…

Der Internet Explorer ist noch da!

Unter Windows 10 surft man mit Edge – normalerweise

Microsoft hat gemeinsam mit Windows 10 auch gleich einen neuen Internet-Browser ins Rennen geschickt: „Edge“ soll besser und schneller und einfacher zu bedienen sein als alles bisher da gewesene. Schön und gut, aber wenn man gerade erst auf das neue Betriebssystem umgestiegen ist, hat man vielleicht nicht gerade Zeit und Lust, sich auch gleich noch an einen komplett neuen Browser zu gewöhnen, vor allem, wenn man eigentlich ein paar dringende Arbeiten zu erledigen hat. Bei genauerem Hinsehen erkennt man jedoch, dass Edge den alten Internet Explorer nicht komplett abgelöst hat – er befindet sich nach dem Upgrade von Windows 7 oder 8 auch weiterhin auf der Festplatte, und kann auch weiterhin benutzt werden.

Wenn man den Internet Explorer an die Taskleiste anheftet, kann man - bis zur Gewöhnung an Edge - auch mit dem alten Browser weiterarbeiten.

Wenn man den Internet Explorer an die Taskleiste anheftet, kann man – bis zur Gewöhnung an Edge – auch mit dem alten Browser weiterarbeiten.

Klickt man in Edge auf die drei Stricherln rechts oben, öffnet sich ein Menü, das neben den Favoriten selbst auch die Option „Favoriten importieren“ enthält. Hier kann man seine Favoriten, die man zuvor im Internet Explorer (IE) angelegt hatte, in den neuen Browser übernehmen, auch wenn man sie vor dem Upgrade nicht extra in eine eigene Datei exportiert hat. Die IE-Daten sind also noch vorhanden.

Öffnet man unter Edge eine beliebige Seite, erscheint, wenn man die drei Punkte rechts oben anklickt, ein Menüpunkt „Mit Internet Explorer öffnen“, und damit wird tatsächlich der gute, alte Browser, wie man ihn jahrelang im Einsatz hatte, gestartet, und alles sieht wieder so aus, wie man es gewöhnt ist. Das war schließlich auch eines der Hauptargumente von Microsoft für Windows 10: Nachdem Windows 8 mit seiner neuen Benutzeroberfläche den Benutzer zum Umlernen zwingen wollte und damit kläglich gescheitert ist – praktisch jeder Windows 8-Nutzer installierte sich irgendwelche Hilfsprogramme, um das alte Erscheinungsbild seines Rechners wiederherzustellen -, war das Motto unter Windows 10, trotz aller Verbesserungen Altbewährtes beizubehalten beziehungsweise zurückzubringen.

Ist der Internet Explorer erst einmal geöffnet, kann mit einem rechten Mausklick die Option „Programm an Taskleiste anheften“ gewählt werden, sodass man später jederzeit auch direkt den IE starten kann, ohne den Umweg über Edge zu wählen. So kann man mit dem Internet Explorer arbeiten, und nebenbei die neuen Features und Funktionen von Edge ergründen, ehe man den kompletten Umstieg wagt.

Lustiges Detail am Rande: Die Microsoft Webseite ist noch nicht durchgängig für Windows 10 optimiert, im Gegenteil: Bei manchen Download-Versuchen meldet der Server, dass bestimmte Tools nur für Windows verfügbar sind, und man möge doch den Umstieg auf Windows ins Auge fassen… Und das, obwohl man von einem Windows 10-Rechner darauf zugreift!

Soso, Windows 10 ist also kein Windows? ;-)

Soso, Windows 10 ist also kein Windows? 😉

http://www.microsoft.at