Von elektronischen Vorhängen und lichterbetonter Messung
Der Markt für Spiegelreflexkameras der oberen Preisklasse ist derzeit zwar ziemlich gesättigt, wenn nicht gar rückläufig, doch hofft man bei Nikon, durch entsprechende technische Innovationen, die in der täglichen Arbeit des Fotografen auch wirklich zur Geltung kommen, den Profis wieder einen Kaufanreiz zu bieten. Das Resultat ist die D810, die tatsächlich mit einigen neuen Funktionen für noch bessere Ergebnisse sorgen kann.
Schon der komplett neu entwickelte Vollformat-Sensor mit seiner hohen Auflösung von 36,3 Megapixel sorgt im Zusammenspiel mit dem schnellen Bildprozessor Expeed 4 für Aufmerksamkeit: Das System kommt völlig ohne optischen Tiefpassfilter, durch den unter Umständen gewisse Bilddetails verloren gehen können, aus. Wird die volle Auflösung genutzt, schafft die D810 fünf Aufnahmen pro Sekunde, geht man auf das DX-Format mit 15 Megapixel zurück, kommt man sogar auf sieben Bilder pro Sekunde. Dabei wurde erstmals die softwarebedingte Begrenzung der maximalen Anzahl von Fotos, die in einem Durchgang geschossen werden können, aufgehoben – die Nikon D810 nimmt bei Bedarf so lange ein Foto nach dem anderen auf, bis entweder die Speicherkarte voll oder der Akku leer ist.
Wobei letzterer auch deutlich länger durchhält als bei früheren Modellen: Nach Angaben von Nikon schafft der Akku mit voller Ladung um mehr als 30 Prozent mehr Aufnahmen als bei der D800.
Um für alle Lichtverhältnisse gewappnet zu sein, reicht der kalibrierte ISO-Bereich von 64 bis 12.800, bei manueller Einstellung kann die Empfindlichkeit noch auf bis zu ISO 51.200 erweitert werden. Im unteren Bereich lässt sich die ISO-Zahl per Hand auch noch auf 32 reduzieren, um auch bei hellstem Licht noch spannende Effekte erzielen zu können.
Ein Highlight im wahrsten Sinn des Wortes ist die „lichterbetonte Belichtungsmessung“, die dem Fotografen vor allem bei Theater- oder Konzert-Aufnahmen die Arbeit erleichtert. Während bei herkömmlichen Messmethoden die von einem Scheinwerfer angestrahlten Personen vor dem dunklen Hintergrund sehr oft stark überbelichtet sind, sorgt die D810 bei entsprechender Einstellung dafür, dass die Belichtungseinstellung optimal auf genau diese hellen Punkte angepasst wird, d.h. die Darsteller in Farbe und Helligkeit korrekt abgebildet werden.
Wer gerne Langzeitaufnahmen macht, darf sich über den neuen Verschluss mit „elektronischem ersten Vorhang“ freuen. Bei dieser Option beginnt die Aufnahme nicht sofort mit dem Hochklappen des Spiegels, sondern die Kamera wartet noch ein wenig, bis sich die durch die mechanische Auslösung hervorgerufene Erschütterung wieder beruhigt hat, ehe mit der tatsächlichen Belichtung begonnen wird. Damit werden selbst minimale Unschärfen noch weiter reduziert. Die Mechanik selbst wurde auch noch generell überarbeitet, um Schwingungen und Geräusche, die sich negativ auf das Bildergebnis auswirken könnten, zu minimieren.
Die Geräuschreduzierung ist vor allem im Videomodus von Bedeutung, da Nikon mit der D810 noch mehr auf die Bedürfnisse professioneller Videofilmer eingegangen ist. Die Kamera filmt in FullHD-Auflösung, wobei die Videos gleichzeitig auf einer Speicherkarte und in unkomprimierter Form auf einem externen, über HDMI mit der Kamera verbundenen Aufnahmegerät gespeichert werden können.
Der Listenpreis für die D810 wird von Nikon mit 3249 Euro angegeben, ab 17. Juli ist das Gerät im heimischen Fachhandel erhältlich.