Thermacell: Ohne Gelsenstiche in die Au

Mobiler Gelsenstecker für ungetrübte Freude beim Wandern und beim Grillen

Wenn man am Rande der March-Thaya-Auen wohnt, gehören spannende Naturbeobachtungen beinahe zum Alltag. Leider ist jeder Ausflug mit Dutzenden Gelsenstichen verbunden, und über die diversen Sprays, die vor Insektenstichen schützen sollen, scheinen sich die kleinen Biester nur ins Fäustchen zu lachen. Als ich das erste Mal von Thermacell hörte, erwartete ich mir auch davon keinen allzu gravierenden Erfolg, aber als Technik-Freak will man nun einmal keine Chance, ein neues, technisches Gerät in der Praxis zu testen, an sich vorbeigehen lassen. Und zu meinem Erstaunen wirkte es tatsächlich – ich überstand einen Abend im Freien ohne einen einzigen Gelsendippel!

Das Thermacell MR-GJ kann einfach am Rucksack befestigt werden und schützt seinen Träger zuverlässig vor Gelsenstichen. (c) 2014 Uwe Fischer

Das Thermacell MR-GJ kann einfach am Rucksack befestigt werden und schützt seinen Träger zuverlässig vor Gelsenstichen. (c) 2014 Uwe Fischer

Das Gerät mit der Bezeichnung Thermacell MR-GJ, das mir zum Testen von der auf Jagdzubehör und Outdoor-Equipment spezialisierten Firma Kettner zur Verfügung gestellt wurde, wird als „Gelsenstecker für draußen“ vermarktet, und kann mit dem zugehörigen Holster einfach am Rucksack oder einer Tasche, oder allenfalls auch am Gürtel befestigt werden. Dabei schafft es laut Hersteller eine etwa 21 Quadratmeter große gelsenfreie Zone. Laut Gebrauchsanweisung sollte das Gerät zwar nur in völlig gerade liegender Position verwendet werden, wie mir auf meine skeptische Nachfrage – „Wozu gibt es dann ein Holster, in dem es aufrecht steht, und wie soll man überhaupt mit einem völlig ruhig und gerade liegenden Teil durch Wiesen und Wälder wandern?“ – von Seiten Kettner bestätigt wurde, ist die Lage des Gerätes tatsächlich irrelevant, Hauptsache, das Gitter, aus dem der Abwehrstoff strömt, wird nicht verdeckt.

Wie  bei herkömmlichen Gelsensteckern muss auch hier ein mit entsprechenden chemischen Wirkstoffen präpariertes Plättchen in das Gerät eingelegt werden, allerdings wird dieses nicht mit Elektrizität, sondern mit Hilfe einer winzig kleinen Gasflamme erhitzt. Das Gas wird in kleinen Kartuschen geliefert, das Einsetzen derselben erfordert nur wenige Handgriffe. Angezündet wird die Flamme wie bei vielen Feuerzeugen mit Piezo-Elektrizität: Durch das Drücken eines Knopfes wird ein Funken erzeugt, der das Gas entzündet. Durch ein kleines Sichtfenster kann man erkennen, ob das Flämmchen tatsächlich brennt. Bei der neuesten Version von Thermacell wird die Gaszufuhr über einen Drehknopf ein- und ausgeschaltet, so dass man das Gerät nach dem Gebrauch sehr schnell wieder abdrehen kann.

Als Wirkstoff kommt eine synthetische Substanz namens D-Trans-Allethrin zum Einsatz, die dem natürlichen Insektizid Pyrethrin nachempfunden ist. Gegen Gelsen schützt es perfekt, leider – und das ist der einzige wirklich große Nachteil an diesem System – ist es auch für Bienen giftig, sodass man sich mit eingeschaltetem Gerät tunlichst von Bienenstöcken oder Insektenhotels und bunten Blumenwiesen fernhalten sollte. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist es auch wichtig, das Thermacell MR-GJ im Ernstfall sehr schnell abdrehen zu können. Aufpassen sollte man übrigens auch, dass die Plättchen nicht ins Wasser fallen, denn der Wirkstoff soll auch für Fische ziemlich schädlich sein.

Eine Gaskartusche reicht bis zu zwölf Stunden, ein Wirkstoffplättchen hält bis zu vier Stunden. Dabei müssen weder die Kartusche, noch das Plättchen in einem Durchgang aufgebraucht werden – ist der Ausflug vorüber, schaltet man das Gerät einfach ab, und das nächste Mal wieder ein. Wenn das Flämmchen sich dann nicht mehr entzünden lässt, wird eine neue Kartusche eingelegt, wobei eine Nachfüllpackung mit vier Kartuschen und 12 Plättchen für insgesamt 48 Stunden Schutz knapp 30 Euro kostet. Das Thermacell MR-GJ selbst schlägt übrigens mit einem Listenpreis von 35,99 Euro zu Buche, der dazu passende Holster kostet knapp 14 Euro.

Thermacell ist nicht nur für Abenteurer interessant, auch bei einer Grillparty im eigenen Garten oder auf der Terrasse kann es für entspannte Stunden sorgen. Ich selbst habe es auch beim Renovieren einer Gartenhütte, in der es normalerweise nur so von Gelsen wimmelt, eingesetzt, und bin unversehrt davongekommen. Es ist ein wirklich praktisches Gerät, einfach zu handhaben und auch sehr wirksam, aber eben mit dem Wermutstropfen, dass es auch auf andere Insekten, die es nicht auf mein Blut abgesehen haben, und denen ich eigentlich eine friedliche Koexistenz gönne, negative Auswirkungen hat.

http://www.thermacell.at

http://www.kettner.com

 

 

 

Open Data Portal – Ein Datenbuffet für jedermann

Wie schlummernde Informationen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden

In der ersten Phase war es Ziel der Open Data Initiative, nicht personenbezogene Daten von Ämtern und Behörden der Öffentlichkeit zur freien Nutzung zur Verfügung zu stellen, in der zweiten Phase, die dieser Tage anlief, haben nun auch Firmen, Organisationen, Vereine und Privatpersonen die Möglichkeit, die Datensammlung mit eigenen Informationen zu füttern, die dann wiederum von anderen Interessenten mit anderen Daten verknüpft oder als Basis für eigene Apps genutzt werden können.

Pressekonferenz zur Vorstellung des Open Data Portal Österreich. Auf dem Podium von links nach rechts: Roland Ledinger (Betreichsleiter IKT-Strategie im Bundeskanzleramt), Claudia Garad (Geschäftsführerin Wikimedia Österreich), Brigitte Lutz (Sprecherin Cooperation OGD, Stadt Wien),  Martin Kaltenböck (Managing Partner Semantic Web Company und Boardmember Open Knowledge Foundation Österreich), Norbert Schöfberger (Generaldirektor Hewlett-Packard Österreich). (c) 2014 Uwe Fischer

Pressekonferenz zur Vorstellung des Open Data Portal Österreich. Auf dem Podium von links nach rechts: Roland Ledinger (Betreichsleiter IKT-Strategie im Bundeskanzleramt), Claudia Garad (Geschäftsführerin Wikimedia Österreich), Brigitte Lutz (Sprecherin Cooperation OGD, Stadt Wien), Martin Kaltenböck (Managing Partner Semantic Web Company und Boardmember Open Knowledge Foundation Österreich), Norbert Schöfberger (Generaldirektor Hewlett-Packard Österreich). (c) 2014 Uwe Fischer

Nach dem Motto „All you can Data“ ist jeder, der Interesse daran hat, dazu eingeladen, die Daten zu nutzen, oder das große Datenbuffet mit eigenen Informationen zu bereichern. Dazu ist es – verständlicherweise – notwendig, sich an dem Open Data Portal (ODP) zu registrieren, und natürlich muss der Benutzer auch die entsprechenden Rechte an den Informationen besitzen.

Ganz leicht wird es dem User allerdings nicht gemacht: Man merkt, dass das Portal von Datenbank-Spezialisten programmiert wurde, und wer nicht deren Sprache spricht, wird einige Schwierigkeiten haben, sich auf der Seite zurecht zu finden. Erschwerend kommt dazu, dass Verlinkungen zu Begriffserklärungen oftmals auf englischsprachige Webseiten führen, deren Verständnis dann noch mehr Fachkenntnisse voraussetzt. Wer also beispielsweise als Hobby die Sichtung von Plattbauchlibellen und roten Steinspinnen einfach nur so in eine Excel-Tabelle eingetragen hat, wird sich ohne tiefergehende IT-Kenntnisse sehr schwer dabei tun, seine Beobachtungen – die vielleicht in Verbindung mit weiteren Umweltparametern zur Bestimmung der Bodengüte von Bedeutung sein könnten – in die offene Datensammlung einzubinden. Etwas mehr Benutzerfreundlichkeit, und vor allem für den unbefangenen Einsteiger verständliche Hilfe-Funktionen wären hier dringend gefragt.

Auch von Seiten des Datennutzers hat das Portal im Augenblick noch nicht viel zu bieten. Während das amtliche Portal data.gv.at eine Vielzahl spannender Informationen und auch jede Menge Apps zur Darstellung derselben enthält,  waren eine Woche nach der offiziellen Inbetriebnahme des Open Data Portals gerade einmal zwei Anwendungen verfügbar.

Aber das Open Data Portal lebt von der Community und wird immer interessanter und spannender, je mehr Leute daran mitarbeiten. Ich selbst habe deshalb auch einen Beitrag dazu geleistet, und eine Liste von archäologischen Ausgrabungen, die ich ursprünglich nur für mein eigenes Navi zusammengestellt hatte, auf das Portal hochgeladen – und bin jetzt sehr gespannt, ob sich irgendjemand tatsächlich für diese Datensammlung interessiert und diese auf irgendeine Weise weiter verarbeiten wird.

Welche Art von Daten in das Portal eingespeist wird, bleibt jedem einzelnen überlassen – so finden sich dort unter anderem ein Produktkatalog von Hewlett Packard, eine Liste aller gezogenen Lotto-Zahlen, und eine Auflistung aller Gemeinden und Dienststellen, die bereits die Duale Zustellung nutzen. Nur die Fantasie setzt Grenzen – und natürlich der Datenschutz, denn personenbezogene Daten oder solche, die einen Rückschluss auf bestimmte Personen zulassen, dürfen auf gar keinen Fall veröffentlicht werden.

www.opendataportal.at

www.data.gv.at