Neues Leben für altes Mikroskop

Wie ich ein 10 Jahre altes Gerät wieder zum Laufen brachte

Vor vielen, vielen Jahren – und ja, es waren wirklich sehr, sehr viele – stellte mir die Firma Kosmos ein PC-Mikroskop mit USB-Anschluss für einen Testbericht zur Verfügung. Nach dem Test landete das Gerät im Archiv, später auf dem Dachboden und letztendlich in der Garage, und geriet dort in Vergessenheit. Bis ich mit meiner dreieinhalbjährigen Tochter das „Unterwasserreich“ im Waldviertel besuchte. Als die Kleine dort fasziniert die riesengroßen Projektionen von winzigkleinen Pantoffeltierchen bestaunte, erinnerte ich mich wieder an mein altes Mikroskop und beschloss, das Gerät wieder zu reaktivieren.

Dank des Fremd-Treibers läuft das alte Kosmos-Mikroskop jetzt auch noch unter Windows 10. (c) 2015 Uwe Fischer

Dank des Fremd-Treibers läuft das alte Kosmos-Mikroskop jetzt sogar auch noch unter Windows 10. (c) 2015 Uwe Fischer

Also Staubschicht entfernt, Gerät ausgepackt, zusammengebaut, USB-Kabel an den PC angeschlossen… und dann mal tief geseufzt. Natürlich hatte ich mir im Laufe der Jahre schon längst einen neuen Computer angeschafft, auf dem die zum Mikroskop gehörige Software freilich nicht installiert war. Zum Glück fand ich in der Schachtel des PC-Mikroskops noch die Original-CD-ROM, aber die Freude währte nicht lange… Schließlich hat mein neuen Laptop gar kein CD-Laufwerk mehr, heutzutage hat man seine Daten doch auf USB-Sticks oder in der Cloud gespeichert. Man findet auch praktisch alles im Internet, es sei denn, es ist schon viel zu alt – und genau das traf leider auf die Kosmos-Software zu. Also nochmal den Altgerätebestand durchwühlt, ein altes CD-Laufwerk ausgegraben, und mit dem IDE-zu-USB-Adapter an den Computer angeschlossen. Da Qualität und Stabilität dieser Verbindung nicht gerade vor Zuverlässigkeit strotzten, kopierte ich den Inhalt der CD-ROM auf einen USB-Stick, um die Software von dort zu installieren.

Die nächste unliebsame Überraschung ließ nicht lange auf sich warten: Die laut Copyright-Angaben aus dem Jahr 2005 stammenden Treiber auf der CD waren für Windows 98 bis XP konzipiert, und auf meinem aktuellen Windows 8-Rechner nicht zum Laufen zu bringen. Eine Nachfrage bei Kosmos ergab vorerst einmal nur, dass das Produkt schon seit Jahren nicht mehr im Handel ist, und es daher auch keinen Support mehr gäbe. Offiziell zumindest nicht. Denn wenig später erreichte mich dann ein Mail einer offenbar ausgesprochen engagierten Kosmos-Mitarbeiterin, der mein Problem offenbar keine Ruhe gelassen hatte – Frau Gscheidle verriet mir, dass in der Kamera des Mikroskops ein Chip mit der Bezeichnung SN9C102 des Herstellers Sonix verbaut sei. Zwar gäbe es von Seiten Sonix auch hierfür keinen Support und dementsprechend keine neuen Treiber mehr, aber der neuer SN9C102P sei dem besagten Chip sehr ähnlich…

Zwar konnte mir die nette Dame nicht sagen, ob es wirklich funktionieren würde, und wo ich hierfür einen passenden Treiber finden könnte, doch reichten die Informationen, die ich nun hatte, aus, um auf der Webseite von driverzone.com die Software für die scheinbar baugleiche Webcam „Lightwave IC-500“ herunter zu laden. Und siehe da, ich installierte den Treiber, schloss das Mikroskop an meinem Laptop an, und – voila! – die Staubkörner, die sich im Laufe der Jahre in dem Gerät angesammelt hatten, strahlten mich in 100-facher Vergrößerung auf dem Bildschirm an. Als Anzeige-Software hatte ich übrigens das Freeware-Bildbetrachtungsprogramm „IrfanView“ gewählt, und das Mikroskop über die TWAIN-Softwareschnittstelle angewählt. Die bereits interpolierte Auflösung von 640 mal 480 Pixel reicht an die heutigen Standards zwar bei weitem nicht mehr heran, aber für die Einstieg in die Welt des Mikrokosmos reicht es noch allemal aus. Wenn meine Tochter erst einmal größer ist und sich dann noch immer dafür interessiert, werde ich ihr höchstwahrscheinlich ein moderneres Gerät gönnen, inzwischen bin ich allerdings sehr froh, dem alten Spielzeug wieder neues Leben eingehaucht zu haben.

Der Experimentierkasten „Mikroskopie für den PC“ mit der Bestellnummer 636517 ist zwar seit 2009 offiziell nicht mehr im Sortiment von Kosmos enthalten, bei diversen Online-Händlern findet man jedoch noch immer Restbestände mit Preisen zwischen 75 und 120 Euro. Günstiger findet man unter Umständen noch ein Gebrauchtgerät – und wenn man dann den richtigen Treiber installiert, kann man es dann auch tatsächlich noch mit einem heutigen Computer nutzen.

http://driverzone.com/%7B4fe94f38-fae3-4aab-aa15-8666d0541767%7D?id=2163085

http://www.kosmos.de