MetaArc: Neue Plattform für eine „Hyperconnected World“
Gerade erst fängt das vielzitierte „Internet of Things“ an, in der Realität Fuß zu fassen, wird bereits die nächste Phase der allumfassenden Vernetzung eingeläutet: Menschen, Tiere und Maschinen werden Bestandteile eines globalen Netzwerks, wobei der Mensch selbst nicht mehr als übergeordnete Instanz die Ein- und Ausgabe der Daten von außen kontrolliert, sondern in der „Hyperconnected World“ tatsächlich auch ein physischer Bestandteil des Netzes wird. Damit gewinnt das Motto „Human Centric Innovation“, unter dem das diesjährige Fujitsu Forum in München über die Bühne ging, eine völlig neue Dimension.
In erster Linie soll die physische Einbindung von Menschen in ein maschinengesteuertes Netzwerk der Sicherheit dienen. So wurde auf der technologischen Leistungsschau des japanischen High Tech-Konzerns unter anderem demonstriert, wie in einer automatisierten Lager- oder Fertigungsanlage dafür gesorgt wird, dass es zu keinen fatalen Begegnungen zwischen menschlichen Arbeitskräften und Arbeitsrobotern kommt. Mit „Elevation and Fall Detection“ erkennt ein optisches Sensorensystem, ob ein Mensch auf einer Leiter steht, oder ob ein Arbeiter stürzt und am Boden liegt, und schlägt sofort in der Zentrale Alarm; gleichzeitig kann das betroffene Areal auf der Stelle für selbstfahrende Maschinen, Roboterarme, etc. gesperrt werden, sodass eine weitere Gefährdung der jeweiligen Person unterbunden wird.
Bei Berufskraftfahrern soll in Zukunft ein System namens „Feelythm“ für mehr Sicherheit sorgen. Der Lenker trägt dabei während der Fahrt einen Brustgurt, der kontinuierlich den Herzschlag überwacht. Mit Hilfe eines von Fujitsu selbst entwickelten Algorithmus soll das System erste Anzeichen von Müdigkeit bereits erkennen, bevor sich der Fahrer selbst dessen bewusst ist, und Alarm schlagen. Je nach Kundenanforderung und Betriebsvereinbarung wird entweder nur der Fahrer selbst auf den kritischen Zustand aufmerksam gemacht, oder es ergeht auch gleich eine entsprechende Meldung an den zuständigen Flottenmanager im Unternehmen.
Auch der „Gaze Tracker“, den Fujitsu in Form eines Prototypen präsentierte, soll die Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen. Dabei visiert eine kleine Kamera die Augen des Kraftfahrers an und schlägt Alarm, falls dem Lenker die Augen zufallen sollten. Aber nicht nur das – das System weiß auch ganz genau, wohin der Blick des Lenkers gerichtet ist, ob er tatsächlich auf die Straße gerichtet ist, oder ob sich der Fahrer zu lange von der Landschaft oder anderen Dingen in der Umgebung ablenken lässt – in diesem Fall kann der Gaze Tracker die Rolle des aufmerksamen Beifahrers übernehmen und den Lenker freundlich daran erinnern, gefälligst auf die Straße zu schauen.
Im Krankenhaus oder Pflegeheim wiederum soll die „Patient Status Recognition“ über Infrarot-Kameras den Schlaf der Patienten überwachen, ohne dass diese unbequem verkabelt werden müssten. Der Computer erkennt selbständig, ob sich die Person aufsetzt, aus dem Bett zu rollen droht, oder sonstige ungewöhnliche Bewegungen macht, und setzt im Notfall einen Alarm an das zuständige Pflegepersonal ab.
Basis für diese und viele andere Anwendungen bildet Fujitsus neue digitale Business-Plattform MetaArc, mit deren Hilfe unterschiedlichste IT-Umgebungen auf eine gemeinsame Ebene gebracht werden sollen. So können Computersysteme, Sensoren und Maschinen, die im Normalfall nicht mit einander kommunizieren, untereinander Informationen austauschen, was wiederum den Weg für völlig neue Anwendungsszenarien ebnet, wie zum Beispiel auch die Überwachung von Tieren in der Landwirtschaft. Rinder und Schweine werden damit ebenfalls zu einem Teil der „Hyperconnected World“.
Aber auch für „normale“ Anwendungen im Büroumfeld soll MetaArc wertvolle Dienste leisten. Wie Duncan Tait – der erste und einzige Vice-President von Fujitsu, der nicht aus Japan stammt – bei der Eröffnung des Fujitsu Forums 2015 betonte, hilft die MetaArc-Plattform größeren Unternehmen dabei, bei einem minimierten Risiko von der herkömmlichen IT auf eine moderne Cloud-Technologie umzusteigen. Firmen sind damit beispielsweise imstande, sehr schnell neue Lösungen zu implementieren und zu testen, ohne ihre alte, bewährte IT-Umgebung auch gleich komplett erneuern zu müssen. Die hybride IT, bei der ein Teil der Informationsverarbeitung lokal im Unternehmen bleibt, während andere Anwendungen in die Cloud ausgelagert werden, soll einerseits die IT-Kosten als solche dramatisch reduzieren, stellt andererseits aber auch die ideale Basis für einen internationalen, unternehmensübergreifenden Datenaustausch und Workflow zwischen Herstellern, Dienstleistern, Zulieferern und Kunden dar.