Von Overlaps und digitalem Darwinismus

Austrian Innovation Forum zeigt Chancen und Gefahren im Informationszeitalter auf

Ein Auftritt von Nils Müller, dem Gründer von TrendOne, ist für mich immer wieder ein Erlebnis. Wenn der charismatische Hamburger wie ein Wirbelwind über die Bühne fegt und ein Stakkato von technologischen Highlights über das Publikum hereinprasselt, kann man gar nicht anders als mitgerissen zu werden. Wenn sich riesige, metallene Libellen in die Lüfte erheben, mit Paketen beladene Roboter die Treppen hinaufhetzen oder ein Mikrochip in ein menschliches Auge implantiert wird, fühlt man sich in einen spannenden Science Fiction Film versetzt – und dabei ist all das, was Müller auf dem Austrian Innovation Forum die Leinwand projizierte, bereits heute Realität.

Nils Müller zeigt die Schnittstellen der aktuellen Technologie-Trends, an denen neuer Platz für Innovationen entsteht. (c) 2014 Uwe Fischer

Nils Müller zeigt die Schnittstellen der aktuellen Technologie-Trends, an denen neuer Platz für Innovationen entsteht. (c) 2014 Uwe Fischer

Aber es sind nicht die Videoclips allein, die Müllers Vorträge so faszinierend machen, es sind die Visionen und die Schlussfolgerungen, die der deutsche Trendforscher daraus zieht. Auf dem Austrian Innovation Forum etwa waren es die Überschneidungen der verschiedenen, aktuellen Technologie-Trends, die Müller ins Rampenlicht rückte, denn genau diese Schnittstellen, die „Overlaps“, sind es, die noch Raum für Innovationen offen halten. So sind dort, wo sich 3D-Drucker und die Lebensmittelindustrie überlappen, bereits Drucker entstanden, mit denen sich fantastische, auf dem Computer entworfene oder mit einem 3D-Scanner erfasste Gebilde in essbare Objekte aus Zucker oder Schokolade verwandeln lassen – und das ist der Anfang. Irgendwann in einer nicht allzu fernen Zukunft wird es wohl möglich sein, ein komplettes, mehrgängiges Menü von einer Maschine erstellen zu lassen, und das wesentlich schneller (und vielleicht sogar noch schmackhafter), als je ein Mensch dazu imstande wäre. Ich persönlich würde zwar nicht auf die Kochkünste meiner Frau verzichten wollen, aber meine Tochter wäre wohl glücklich, wenn an Tagen, an denen der Papa für ihre Versorgung zuständig ist, ich anstelle meiner nur allzu mäßigen Küchentalente meine Programmierkünste ausspielen könnte…

Karl-Heinz Land versteht sich als "Digital Darwinist & Evangelist": Nur wer sich anpasst hat eine Überlebenschance. (c) 2014 Uwe Fischer

Karl-Heinz Land versteht sich als „Digital Darwinist & Evangelist“: Nur wer sich anpasst hat eine Überlebenschance. (c) 2014 Uwe Fischer

Während der Vortrag von Nils Müller Faszination und Optimismus verstreute, wurde das Publikum von dem folgenden Vortrag von Karl-Heinz Land wieder auf den harten und grausamen Boden der Realität zurück geholt: Im „Digitalen Darwinismus“ kann nur derjenige überleben, der sich an die Entwicklungen der modernen Informationstechnologie und den damit einhergehenden gesellschaftlichen Veränderungen anpasst – wer es als Unternehmer versäumt, mit seiner Firma in den sozialen Netzwerken präsent zu sein und von potenziellen Kunden beim Googeln nicht gefunden wird, wird einfach übersehen und gerät früher oder später in Vergessenheit.

Aber es kann sogar noch schlimmer kommen, wie das Beispiel eines französischen Einzelhandelsunternehmen zeigte: Die Firma selbst hatte die sozialen Medien zwar ignoriert, ihre Kunden aber nicht, so dass auf Facebook 17 verschiedene „Fan-Pages“ zu dem Unternehmen entstanden waren – und die waren durchwegs negativ geprägt. „Selbst wenn man als Unternehmen die Relevanz der sozialen Medien nicht wahrhaben möchte – sehr wahrscheinlich haben dies ja die eigenen Kunden schon getan!“ mahnt der „digitale Darwinist und Evangelist“ Karl-Heinz Land, und zeichnet auch ein entsprechendes Bild des modernen Konsumenten: Er ist vernetzt, informiert und mächtig, und er hat eine klare Erwartungshaltung: „Ich, Alles, Sofort und Überall“.

Und Land hat recht. Ich selbst bin schon mehr als nur einmal in einem Retail-Markt gestanden und habe mit dem Smartphone gegoogelt, welche Bewertungen ein bestimmtes Produkt, das hier gerade im Angebot war, in den einschlägigen Foren bekommen hat. Und bin dann zumeist mit leerem Einkaufskorb wieder gegangen, weil das mutmaßliche Schnäppchen von anderen Käufern bereits als der letzte Schmarrn entlarvt wurde.

Liebe und Dankbarkeit sind laut Markus Blocher, dem Geschäftsführer der Mentas Akademie, die SChlüsselfaktoren zu Ho'oponopono. (c) 2014 Uwe Fischer

Liebe und Dankbarkeit sind laut Markus Blocher, dem Geschäftsführer der Mentas Akademie, die Schlüsselfaktoren zu Ho’oponopono. (c) 2014 Uwe Fischer

Die Herausforderungen, vor denen die klassische Wirtschaft steht, sind gravierend, und die Chancen und Gefahren, die das digitale Zeitalter mit sich bringt, gehen Hand in Hand. Kein Wunder, dass sich auf dem Austrian Innovation Forum auch ein Vortrag über Ho’oponopono regen Interesses erfreute, in dem Henrike und Markus Blocher demonstrierten, wie ein altes, hawaiianisches Ritual für inneren Freiraum und Inspiration, auch dem modernen Geschäftsleben neue Impulse verleihen kann. Und die dreiminütige Meditation, die die Präsentation als Höhepunkt abrundete, tat nach dem ereignisreichen Tag im Wiener Tech Gate wirklich gut…

Das Tech Gate in Wien war Veranstaltungsort des Austrian Innovation Forums 2014. (c) 2014 Uwe Fischer

Das Tech Gate in Wien war Veranstaltungsort des Austrian Innovation Forums 2014. (c) 2014 Uwe Fischer

http://austrian-innovation-forum.at/

 

 

Mit Innovationskraft gegen globalen Einheitsbrei

Am 16.Oktober findet wieder das Austrian Innovation Forum statt

Egal, ob es um Computer, Handys oder Fernseher, oder um Wurst, Obst und Gemüse geht: Aus rein wirtschaftlichen Gründen rückt die Artenvielfalt immer mehr in den Hintergrund, man gewinnt als Endverbraucher den Eindruck, die Industrie würde den gesamten Weltmarkt am liebsten mit nur noch einer Handvoll standardisierter Massenprodukte überschwemmen. Aber zum Glück lässt sich nicht jeder Konsument freiwillig und kritiklos mit globalem Einheitsbrei abspeisen – und genau darin liegt die Überlebenschance für kleine Unternehmen, die sich zusehends von den Großkonzernen an die Wand gedrückt fühlen: Eine kleine Firma kann schneller und flexibler auf die Wünsche ihrer Kunden eingehen und sich auf Marktveränderungen einstellen als die Großen, vor allem aber neue Ideen viel rascher und effizienter umsetzen, als dies in einem schwerfälligen Organisations-Apparat möglich wäre. Wie man Innovationskraft entwickelt und nutzbringend umsetzt, steht im Mittelpunkt des Austrian Innovation Forum, das sich als „Jahresforum für Innovation und neues Wachstum“ versteht, und heuer am 16. Oktober im Tech Gate Vienna über die Bühne geht.

Austrian Innovation Forum

Die Veranstaltung, zu der mehr als 200 Teilnehmer erwartet werden, ist wie im Vorjahr auch heuer wieder ausgesprochen hochkarätig besetzt. So wird etwa Nils Müller, der CEO und Gründer von TrendOne in seinem Vortrag aufzeigen, wie an den Schnittstellen von Trends die Zukunft entsteht, Eva Maria Boerschlein aus dem BMW Guggenheim Lab demonstriert, wie sich ästhetische und kulturelle Szenen mit der Welt der Mobilität verbinden lassen,  und Felix Hofmann von der Universität St. Gallen präsentiert die neuartige Methodik des „Business Model Innovation Navigator“ und zeigt dem Publikum, welche neuen Geschäftsmodelle sich im Zeitalter von 3D-Druck und dem „Internet der Dinge“ eröffnen. In diversen Workshops erfahren die Teilnehmer, was große, etablierte Unternehmen von Start-Ups lernen können, aber auch, wie die traditionelle, hawaiianische Philosophie des Ho’oponopono der Business-Welt neue Impulse vermitteln kann.

Das komplette Programm des Austrian Innovation Forum ist auf der Webseite http://austrian-innovation-forum.at/ zu finden, wo man sich auch gleich für die Veranstaltung anmelden kann. Ganz billig ist das allerdings nicht: Die Teilnahme am Innovations Forum allein kostet 680 Euro, in Verbindung mit dem Workshop „Innovation Games“ gar 1060 Euro, jeweils zuzüglich Mehrwertsteuer. Die Preise unterstreichen, dass es sich um keinen Event für ein Massenpublikum handelt, sondern sich die Veranstaltung tatsächlich an Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung richtet.