Vom Zuckerbäcker zum 3D-Designer

3D-Drucker halten auch in der Gastronomie Einzug

Als wir voriges Jahr bei einem regionalen Zuckerbäcker für eine gute Freundin eine Geburtstagstorte bestellten, staunten wir nicht schlecht, dass der kleine Laden am Ende der Straße tatsächlich über die Technologie verfügte, das Backwerk mit einem perfekt gedruckten – und natürlich auch essbaren – Foto zu überziehen. Doch das ist noch gar nichts gegenüber dem nächsten Schritt, der auf das Gastronomiegewerbe zukommt: Die US-amerikanische Firma 3D Systems kündigte dieser Tage mit der Chefjet-Reihe zwei neue 3D-Printer an, die dafür konzipiert sind, kleine Skulpturen und Ornamente aus Zucker zu erzeugen.

3D Drache

Skulpturen wie diese chinesischen Drachen sind zu tausenden im Internet zu finden, und werden schon bald in essbarer Form so manche Torte zieren. (c) 2014 Uwe Fischer

Die 3D-Drucker haben im vergangenen Jahr einen Siegeszug rund um die Welt angetreten. Durch die Einführung von Billigprodukten um deutlich weniger als 1000 Euro sind auch die Normalverbraucher auf den Geschmack gekommen, sich dreidimensionale Gegenstände auszudrucken – bei uns im Redaktionsbüro wird beispielsweise derzeit gerade der 3D FreeSculpt von Pearl im Dauereinsatz getestet, und es ist jedesmal wieder erstaunlich, wie das Gerät aus einem Kunststoff-Faden von einer Rolle eine kleine Skulptur entstehen lässt.

Schön wäre es, wenn man die Skulpturen auch noch essen könnte… Das dürften sich vermutlich auch die Entwickler von 3D Systems gedacht haben, als die Chefjet-Drucker konzipierten. Für das Standard-Modell, das nur einfarbige Objekte erzeugen kann, wird man mit etwa 5000 Euro kalkulieren müssen, der Chefjet Pro, der auch bunte Skulpturen zustande bringt, soll rund das Doppelte kosten. Die Markteinführung ist für die zweite Hälfte des heurigen Jahres vorgesehen, wobei die Hauptzielgruppe natürlich kommerzielle Anwender, sprich Konditoreien, sind. Allerdings dürften die Chefjets auch für Hobbyköche mit einer entsprechend dicken Brieftasche eine nette, spielerische Bereicherung der Küche darstellen.

So faszinierend 3D-Drucker sind, so schwierig ist es freilich, sie zu bedienen. Ein zweidimensionales Bild kann schnell mal einer zeichnen, aber um ein 3D-Gebilde auf einem nach wie vor nur zweidimensionalen Bildschirm zu entwerfen, bedarf es schon eines ausgeprägten, räumlichen Vorstellungsvermögens. Zwar gibt es im Internet inzwischen auch schon kostenlose CAD-Programme wie Trimble SketchUp, aber auch der Umgang mit diesen Tools erfordert eine lange Einarbeitungszeit und viel Geduld. Der Zuckerbäcker von morgen wird also zu seinem ursprünglichen Handwerk auch noch CAD und 3D-Design lernen müssen, um in einem technologiegetriebenen Wettbewerb bestehen zu können. Allerdings kündigte 3D Systems schon an, mit ihren Geräten eine besonders einfach zu bedienende und auf die genauen Bedürfnisse ihrer Zielgruppe zugeschnittene Software auszuliefern.

Alternativ kann man schon heute aber aus tausenden 3D-Objekten wählen, die von einer stetig wachsenden Community im Internet veröffentlicht werden und nach Belieben gratis heruntergeladen und benutzt werden können. Man speichert einfach die Datei aus dem Netz auf seinen PC, wandelt sie mit wenigen Mausklicks in das für den jeweiligen 3D-Printer passende Datenformat um, und schon beginnt der Drucker, aus dem Nichts das kleine Kunstwerk entstehen zu lassen. Was dabei auf der Strecke bleibt, ist dann freilich die eigenen Kreativität, und wenn jede zweite Hochzeitstörtchen ein bis auf das kleinste Tüpfelchen identisches Brautpaar trägt, sprich, Individualität durch eine Art Massenproduktion ersetzt wird, verliert die Torte das Flair des Einzigartigen. Es wird letztendlich an jedem einzelnen  Zuckerbäcker selbst liegen, einen optimalen Mittelweg zwischen High Tech-Produktion und eigener Kreativität zu finden, um seine Kunden zu überzeugen, weiterhin bei ihm und nicht bei einem Billigstanbieter – die mit dieser Technologie zweifelsohne auch aus dem Boden schießen werden – einzukaufen.

http://www.3dsystems.com

http://www.sketchup.com/de

http://www.pearl.de/3d