Windows 10 ante portas

Kostenlose Versuchung mit Risiken

Seit einigen Tagen hat sich auf vielen PCs ein neues, kleines Icon in der Symbolleiste eingenistet – es sieht aus wie ein Fenster, und fährt man mit der Maus drüber, erscheint der Schriftzug „Windows 10 herunterladen“. Die Meldung ist (noch) irreführend: Zum Download steht das neue Windows erst ab dem 29. Juli zur Verfügung, bis dahin kann man über das Icon lediglich eine Reservierung vornehmen lassen. Sobald dann Windows 10 tatsächlich da ist, werden die circa drei Gigabyte Daten im Hintergrund heruntergeladen, anschließend kann das neue Betriebssystem installiert werden. Für Besitzer von „normalen“ Windows 7- und Windows 8-Lizenzen  – das Angebot gilt nicht für Enterprise-Kunden – ist das Upgrade kostenlos.

Das neue Icon startet ein Tool, das nicht nur Windows 10 reserviert, sondern auch einen kleinen Kompatibilitäts-Check durchführt.

Das neue Icon startet ein Tool, das nicht nur Windows 10 reserviert, sondern auch einen kleinen Kompatibilitäts-Check durchführt.

Gerade das könnte viele Benutzer verlocken, gleich mal munter drauf los zu installieren, aber Vorsicht: Auch wenn man nichts dafür bezahlen muss, erhält man doch ein völlig neues Betriebssystem, das heißt, dem PC widerfahren tiefschürfende Veränderungen, die unter Umständen dazu führen können, dass sich der Rechner plötzlich nicht mehr so verhält, wie man es bisher gewohnt war. Ob es dann noch ein Zurück gibt, ist unklar, aber eher unwahrscheinlich, deshalb sollte man sich noch rechtzeitig vorher gründlich mit den Folgen des Upgrades auseinandersetzen und alle wichtigen Daten sichern.

Neben der Sicherung der Daten als solche (Fotos, Videos, Musik, Text-Dokumente, E-Mails usw.) ist es auch ratsam, die Lizenzschlüssel sämtlicher auf dem Rechner installierten Programme, sowie allfällige Passwörter bereit zu halten. Durch die automatischen Anmelde-Optionen vieler Webseiten kommt es nur allzu oft vor, dass man das eine oder andere Passwort vergisst, beziehungsweise gar nicht mehr daran denkt, dass eigentlich eines benötigt wird. Wenn dann Amazon, Facebook oder ebay nach dem Systemupgrade plötzlich die neuerliche Eingabe von Benutzernamen und Passwort verlangen, kann das ganz schön unbequem werden.

Zum Glück gibt es ein paar Hilfsmittel, die einem das Leben erleichtern können. So ist etwa das „License Crawler“ darauf spezialisiert, die Windows-Registry nach Seriennummern zu durchforsten und diese dann auf dem Computerbildschirm anzuzeigen. In der Freeware-Version belästigt das Programm den Benutzer immer wieder mit Warteschleifen und Werbung, sodass man doch die Vollversion für 9 Euro in Erwägung ziehen sollte.

Auch ein Auslesen von Passwörtern, die auf dem PC gespeichert sind, ist mit den richtigen Werkzeugen keine Hexerei. Nirsoft etwa bietet eine umfangreiche Toolbox zum kostenlosen Download an, mit denen die Log-in-Daten verschiedener Webseiten in verschiedenen Browsern sichtbar gemacht werden können.

Keines der Tools kann aber leider die Vollständigkeit der gesammelten Informationen garantieren – ein gewisses Restrisiko bleibt immer bestehen. Das gilt auch für den Kompatibilitätscheck, den Microsoft vor dem Windows 10-Upgrade anbietet, und der nach dem Klick auf das oben erwähnte Fenster-Icon mit den drei kleinen Strichen links oben unter dem Menüpunkt „PC überprüfen“ erreichbar ist.

Außerdem ist es ratsam, auch noch eine Imagedatei des kompletten Rechners anzulegen, mit deren Hilfe dann der PC in genau den Zustand, in dem er sich vor dem Upgrade befunden hat, zurückversetzt werden kann. Dies lässt sich zwar auch mit Gratis Tools und bei manchen Windows-Versionen sogar mit Bordmitteln bewerkstelligen, ist in der Praxis aber ziemlich mühsam und erfordert doch eher fortgeschrittenes Know How im Umgang mit Datenträgern, Boot-Partitionen, etc. Für knapp 50 Euro bietet sich hier das professionelle Tool „Acronis True Image“ an, bei dem die Erstellung der Image-Datei praktisch vollautomatisch abläuft. Voraussetzung sind eine externe Festplatte mit ausreichend freiem Speicherplatz und entweder ein DVD-Laufwerk oder ein bootfähiger USB-Stick, von dem aus das Image-Tool gestartet werden kann.

Zum Zeitpunkt, an dem ich diesen Text schreibe, sind es noch zwei Wochen bis zum großen Upgrade, also Zeit genug, um sich um die Sicherung aller relevanten Daten und Informationen zu kümmern. Und sollte der Urlaub im Weg sein, ist das auch kein Problem – man muss das Windows 10-Upgrade auch nicht sofort ausführen, sondern kann sich bis spätestens 28. Juli 2016 damit Zeit lassen. Nach genau einem Jahr endet nämlich voraussichtlich Microsofts Gratis-Angebot.

http://www.klinzmann.name/licensecrawler.htm

http://www.nirsoft.net/password_recovery_tools.html

http://www.acronis.com/de-de/