Wie man nutzungsbasierte Online-Werbung ein- und ausschalten kann
Mit den neuen Nutzungsbedingungen von Facebook ist wieder einmal eine heiße Diskussion über Online-Werbung im Allgemeinen entfacht: Ist es in Ordnung, wenn das Surf-Verhalten der User analysiert wird, um Inserate auf den Bildschirm zu holen, die den tatsächlichen Interessen des Anwenders entsprechen, oder wird damit bereits zu tief in die Privatsphäre der Benutzer eingedrungen? Was viele Computerbesitzer nicht wissen: Den Großteil der so genannten nutzungsbasierten Online-Werbung kann man ganz einfach mit wenigen Mausklicks ein- und ausschalten.
Die nutzungsbasierte Online-Werbung hat sowohl Vor-, wie auch Nachteile: So ist es mir als bekennenden Nerd wesentlich lieber, beim Surfen mit Inseraten für neue Kameras, Handys oder elektronische Bauteile beglückt zu werden, als Designerhemden, handgenähte Schuhe oder teure Armbanduhren präsentiert zu bekommen. Dass bei der Erfassung der Daten keine wirklich privaten Informationen, aus denen man Rückschlüsse auf mich als Person ziehen könnte, gespeichert werden, darauf will ich einmal gutgläubig vertrauen. Nervig ist es allerdings, wenn ich mir dann nach ausgiebigen Online-Recherchen einen neuen Laptop gekauft habe, und auch Wochen später noch mit weiterer Notebook-Werbung bombardiert werden. Schließlich kauft man sich als Normalverbraucher nur alle drei Jahre einen neuen Computer, und nicht jeden zweiten Tag!
Ein weiteres Problem bei der nutzungsbasierten Werbung: Da die Daten ja anonym erfasst werden, kann der Werbe-Anbieter natürlich nicht unterscheiden, ob gerade ich vor dem Computer sitze, oder ob sich meine Frau gerade den Rechner ausgeborgt hat. Wenn dann auch noch eine Freundin zu Besuch kommt und uns unbedingt die neue Kollektion von Victorias Secret im Internet zeigen will, ist das von den Werbetreibenden mühsam erstellten Nutzungsprofil mit einem Schlag im Eimer, sodann sehe ich anstelle von Laserdioden und Raspberry Pi-Komponenten nur noch edle Dessous und noble Duftwässerchen.
Es gibt aber auch schlimmere Folgen: Bei gemeinsamer Nutzung eines Computers innerhalb der Familie kann ein auf Basis der zuletzt angesurften Webseiten gezielt platziertes Inserat jederzeit eine Geburtstagsüberraschung verderben, oder, noch schlimmer, Hotel-Werbung aus der Heimatstadt könnte den Benutzer seinem Partner gegenüber in argen Erklärungsnotstand bringen.
Letztendlich sollte jeder für sich selbst entscheiden, ob er möchte, dass die Online-Werbung per Zufall oder nach intelligenten Algorithmen auf seinem Display platziert wird. Die „European Interactive Digital Advertising Alliance“ bietet deshalb auf ihrer Website www.youronlinechoices.com ein Tool zum „Präferenzmanagment“ an, mit dessen Hilfe der Benutzer gezielt auswählen kann, welcher Werbeanbieter nutzungsbasierte Inserate schalten darf, und wer nicht. Diese Einstellungen beziehen sich wohlbemerkt nur auf den Computer und den Web-Browser, auf dem sie vorgenommen wurden.
Nach dem Aufruf der Webseite präsentiert sich dem User eine lange Liste von Unternehmen, die auf nutzungsbasierte Werbung setzen. Durch Klicken auf „Ein“ oder „Aus“ kann für jeden Anbieter individuell entscheiden werden, ob er die Nutzungsdaten verwenden darf, über ein kleines Pfeilchen lassen sich auch Zusatzinformationen über die jeweilige Firma aufrufen. Die Angaben dort sind allerdings oftmals nur sehr bedingt aussagekräftig – zwar führen jeweils Links direkt zu den Datenschutzbestimmungen der einzelnen Anbieter, doch ist schwer vorstellbar, dass irgendjemand sich die Mühe macht, jeden einzelnen Link aufzurufen und sich dann durch tausende Seiten Juristen-Englisch zu kämpfen. Da wird man in der Praxis wohl eher auf den übergeordneten Button zurückgreifen: Nutzungsbasierte Werbung bei allen Anbietern aktivieren oder bei allen Anbietern deaktivieren…
http://www.youronlinechoices.com/at/praferenzmanagement