Focus Stacking leicht gemacht

Mit Handy und Spiegelreflex-Kamera zum perfekten Makro

Als ich die Stacking-Funktion der Olympus OM-D E-M1 sah, packte mich erst einmal der Neid: Die Kamera kann bei Makro-Aufnahmen automatisch die Schärfeeinstellung in kleinen Schritten verändern. Bei extremen Nahaufnahmen besteht nämlich das Problem, dass nur ein sehr flacher Bereich des Bildes wirklich scharf dargestellt wird, alles, was sich vor oder hinter dieser Ebene befindet, wird sehr schnell unscharf. Profis machen deshalb eine ganze Reihe von Fotos, bei denen der Schärfepunkt jeweils um eine Spur verändert wird, und setzen dann diese Einzelbilder zu einem durchgängig perfekt scharfen Bild zusammen. Diese Methode nennt man Focus Stacking.

Die beiden oberen Bilder sind auf den vordersten bzw. hintersten Punkt des Steins fokussiert. Insgesamt wurden 20 Aufnahmen mit unterschiedlicher Fokussierung aufgenommen und mit Helicon Focus zu einem einzigen Bild zusammengesetzt. (c) 2016 Uwe Fischer

Die beiden oberen Bilder sind auf den vordersten bzw. hintersten Punkt des Steins fokussiert. Insgesamt wurden 20 Aufnahmen mit unterschiedlicher Fokussierung aufgenommen und mit Helicon Focus zu einem einzigen Bild (ganz unten) zusammengesetzt. (c) 2016 Uwe Fischer

Bei meiner Canon EOS700D muss man – wie bei den meisten Kameras – die Aufnahmereihe per Hand machen, also den Fokus in kleinsten Schritten manuell nachjustieren, was sehr schwierig ist und viel Fingerspitzengefühl verlangt, somit also extrem viel Zeit in Anspruch nimmt. Deshalb habe ich nach einer Lösung gesucht, diesen Vorgang zu automatisieren, so wie dies die Olympus-Kamera mit ihrer eingebauten Firmware kann – und bin auf eine ausgesprochen kostengünstige Lösung gestoßen: Den in meinem Blog bereits vor längerer Zeit vorgestellten DSLR-Controller von Chainfire.

Die kleine Android-App kostet derzeit im Google Play Store 7,13 Euro und unterstützt die meisten neueren EOS-Modelle von Canon. Das Handy bzw. das Tablet müssen imstande sein, mit einem so genannten USB OTG-Kabel als USB-Host zu fungieren, also andere USB-Geräte ansteuern zu können – was bei meinem Samsung Galaxy S5 auch der Fall ist. Auf der Webseite der Entwickler findet sich eine Liste der gängigsten, unterstützten Geräte, im Zweifelsfall heißt es probieren, ob es mit der eigenen Hardware auch wirklich funktioniert –  dazu bietet Chainfire ein kostenloses Test-Tool namens „Remote Release“ an.

Ist die Software installiert, und die Kamera über das oben genannte Kabel mit der Kamera verbunden, müssen noch ein paar Grundeinstellungen vorgenommen werden. Das Handy-Display wird jetzt zum Sucher, auf dem man das zu fotografierende Objekt anvisiert, und auf dem man auch diverse Einstellungen der Kamera vornehmen kann. An der Kamera selbst muss der Autofokus eingeschaltet sein, in der Software allerdings muss man von AF auf R-MF (Remote Manual Focus) umschalten. Danach stellt mit dem darunterliegenden Button den Autofokus-Modus auf „Quick“ um.

Und jetzt kann das Abenteuer endlich beginnen: Zuerst mit den Pfeilen am oberen Bildschirmrand auf den vordersten, also dem der Kamera am nächsten gelegenen Punkt des Objekts scharfstellen und etwas länger auf das Feld mit dem Buchstaben „a“ tippen, bis sich dieser in ein großes „A“ verwandelt. Dann mit den zwischen „A“ und „b“ gelegenen Pfeilen auf den am weitesten von der Kamera entfernten Punkt, der im fertigen Bild noch scharf dargestellt werden soll, fokussieren. Dabei kann der Rahmen auf dem Display verschoben werden, um einen Bildausschnitt zwecks genauerer Fokussierung vergrößern zu können. Nun so lange auf „b“ drücken, bis auch hier ein großes „B“ daraus wird – damit sind die beiden Endpunkte festgelegt.

Nun kann der Aufnahme-Prozess gestartet werden: Man tippt auf das Zahnrad, wählt dort „Focus Bracketing“ aus und danach „Bracket to A“. Die Software zeigt nun einige automatisch ermittelte Voreinstellungen ein, die man normalerweise so belassen kann, wie sie sind.  „Shots“ zeigt an, wieviele Einzelbilder aufgenommen werden. Tippt man dann auf „Go“, rattert die Kamera los, die Aufnahmen werden, wie jedes andere Foto auch, auf der Speicherkarte abgelegt, und können dann mit einer Software wie Helicon Focus oder Combine ZP „gestackt“, also zu einem durchgängig scharfen Foto zusammengesetzt werden. Was das Helicon-Programm alles kann, werde ich an dieser Stelle in einem separaten Blogpost berichten.

http://www.dslrcontroller.com

http://www.heliconsoft.com